Für die Lebensmittelbranche habe zur Zeit der Schutz der Gesundheit der Beschäftigten Vorrang, "damit auch die Lebensmittelproduktion aufrechterhalten werden kann", sagte der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland, Christoph Minhoff. "Es gibt zwar keine Garantie, dass es nicht stellenweise zu Stockungen im Produktionsablauf kommt, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Quarantäne müssen, aber wir können versichern, dass wir als Branche alles in unserer Macht Stehende tun, um durch präventive betriebliche Massnahmen der Ausbreitung des Coronavirus und jetzt der Omikron-Variante vorzubeugen."

Sollten Mitarbeiter dennoch aufgrund von Quarantäne ausfallen, habe das nicht zwangsläufig Versorgungsschwierigkeiten zur Folge, betonte Minhoff. Gerade haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Tiefkühlprodukte oder Konserven seien in grosser Menge vorproduziert und könnten abgerufen werden. Hinzu komme, dass es in vielen Bereichen nicht nur einen, sondern viele Anbieter gebe, die mögliche Lieferprobleme auffangen könnten.

Auch die Transportbranche sieht sich für die befürchtete Verschärfung der Corona-Lage gut aufgestellt. "Die Logistikbranche ist im Umgang mit dem anhaltenden Pandemiegeschehen inzwischen äusserst routiniert, so dass zum jetzigen Zeitpunkt trotz dünner Personaldecken keine versorgungsrelevanten Ausfälle grösseren Ausmasses zu befürchten sind", sagte Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV). In den bisherigen Corona-Wellen habe es kaum Ausfälle in Lieferketten wegen Infektionen bei Beschäftigten gegeben. Ursache seien vielmehr Massnahmen wie Grenzschliessungen gewesen. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) schlug im Fachdienst "Tagesspiegel Background" vor, den im März 2020 geschlossenen "Pakt zur Versorgung Deutschlands" neu aufzulegen, um mögliche Lücken in den Lieferketten zu schliessen.

Die Energiewirtschaft sieht nach Verbandsangaben derzeit kein erhöhtes Risiko für die Versorgungssicherheit durch die Omikron-Variante. Die Unternehmen beobachteten die Entwicklungen aber sehr genau und führten regelmässig Risikobewertungen durch, teilte die Chefin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, kürzlich mit.

Deutschlands grösster Stromversorger Eon hat sich nach Angaben eines Sprechers "auf alle denkbaren Krisenszenarien" vorbereitet. "Unter anderem haben wir auch die Möglichkeit einer vorübergehenden Unterbringung von Mitarbeitenden direkt am Standort berücksichtigt."

Der deutschen Industrie macht nach den Worten von Industriepräsident Siegfried Russwurm vor allem Sorge, "dass die sich verschärfende Corona-Lage erneut zu Einschränkungen in der internationalen Logistik und den grenzüberschreitenden Lieferketten führen könnte". Die Bundesregierung müsse dafür einstehen, dass der internationale Warenaustausch mit EU-Risikogebieten und wichtigen internationalen Handelspartnern intakt bleibe. Die EU sollte die Grenzen im Binnenmarkt offen halten.

Angesichts der anhaltenden Belastungen der Wirtschaft durch die Pandemie schlugen die Bundesländer in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Verlängerung und Nachbesserung der Wirtschaftshilfen für von staatlichen Einschränkungen betroffene Unternehmen vor. Um die Unternehmen möglichst noch im Januar 2022 mit Liquidität zu versorgen, regten die Länder zudem Abschlagzahlungen an./rea/DP/nas

(AWP)