Eigentlich sieht es an der Währungsfront wieder besser aus für die Schweizer Nationalbank (SNB). Der Eurokurs hat sich seit dem diesjährigen Tiefststand bei 1,046 Mitte Mai auf momentan knapp 1,08 Franken erholt.

Der diesjährige Eurokurs ist in der untenstehenden Grafik abgebildet. Eine möglicherweise bei 1,04 Franken gesetzte Grenze konnte mit massiven Interventionen am Devisenmarkt verteidigt werden. 

Der Eurokurs seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

In den vergangenen Wochen fuhr die SNB dank der wirtschaftlichen Verbesserung in der Eurozone ihre Interventionen sogar zurück. Doch für wie lange? Die Unsicherheiten über die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone bleiben gross - und es besteht immer noch die Gefahr einer erneuten Corona-Welle im Herbst. Dies würde den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken als Krisenwährung wieder erhöhen.

Währungsmanipulation sind den USA ein Dorn im Auge

Die Währungspolitk der SNB in der Corona-Krise wird im Ausland sehr wohl wahrgenommen und trifft nicht auf grosse Gegenliebe. Insbesondere das US-Finanzministerium stuft geldpolitische Manöver anderer Länder relativ schnell als "Währungsmanipulation" ein. So führt die USA auch eine "Watchlist" für Länder, die ihre Währungen mittels Devisenmarktinterventionen schwächen und so die einheimische Wirtschaft zu bevorteilen versuchen. Diese Liste besteht seit 1988.

Der Halbjahresreport der Währungsmanipulatoren-"Watchlist" steht kurz vor der Veröffentlichung. Wenn der Bericht auch die Corona-Zeit berücksichtige, dann werde die Währungspolitik der Schweiz sicherlich in die Analyse aufgenommen, schreibt Goldman Sachs Analyst Michael Cahill. "Wir schätzen, dass die SNB 40 Milliarden Dollar zu ihren Währungsreserven hinzugefügt hat. Dies würde die 'Watchlist'-Bedingungen erfüllen."

Schon Anfang Jahr setzte das US-Finanzministerium die Schweiz auf die Liste jener Staaten, die wegen grosser Handelsüberschüsse mit den USA unter Beobachtung stehen. Das Schweizer Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) reagierte damals umgehend: "Es ist zu unterstreichen, dass die Schweiz keinerlei Manipulation ihrer Währung betreibt, um Anpassungen in der Zahlungsbilanz zu verhindern oder ungerechtfertigte Wettbewerbsvorteile zu erlangen."

Riskiert die SNB die Konfrontation?

SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan verteidigte am Dienstag die Schweizer Währungspolitik in einer Rede für die "Michel Camdessus Central Banking Lecture" des Internationalen Währungsfonds (IWF). "Wir haben deshalb in den letzten Monaten verstärkt am Devisenmarkt interveniert, um den Aufwertungsdruck auf den Franken abzuschwächen", sagte Jordan. Für die SNB bleibe die Kombination von Negativzins und Devisenmarktinterventionen "notwendiger denn je".

Auch wenn die Schweiz noch Spielraum für weitere Zinssenkungen habe - man könne die Zinsen nicht beliebig tief senken, sagte Jordan. "Deshalb spielen auch Interventionen am Devisenmarkt, bei denen wir Fremdwährungen kaufen und dafür Schweizer Franken verkaufen, in unserem Policy Mix eine zentrale Rolle." 

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.

ManuelBoeck
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