Am 18. Oktober, also in rund fünf Wochen, wählt die wahlberechtigte Schweizer Bevölkerung ein neues Parlament. Geht es nach Polit-Beobachtern dominieren derzeit vor allem Asyl- und Flüchtlingsthemen den Wahlkampf. Wirtschaftspolitische Themen wie die bilateralen Verträge, aber auch der Umgang mit der Frankenstärke finden kaum den Weg auf die Agenda grosser Parteien. "Parteien haben Mühe mit Wirtschaftsfragen", brachte es der Politologe Georg Lutz kürzlich im Interview mit cash auf den Punkt.

In diesem Umfeld fragt cash seine Leserinnen und Leser seit einer Woche in einer Umfrage: "Welche Partei ist am wirtschaftsfreundlichsten?" Das Voting stösst auf grosses Interesse: Mehr als 3200 Stimmen sind bisher eingegangen. Dabei ist der Ausgang einigermassen überraschend. Denn neben der gemeinhin als Wirtschaftspartei bezeichneten FDP steht die SVP zuoberst in der Gunst der User (zu den detaillierten Ergebnissen).

Die beiden bürgerlichen Parteien kommen je auf rund 40 Prozent der Stimmen, wobei die SVP sogar noch einige Voten mehr einheimst. Weit abgeschlagen folgen die anderen Parteien. Insbesondere die GLP, die sich selbst als liberal bezeichnet, erreicht nur knapp 6 Prozent. Dahinter folgen die SP (5 Prozent), CVP (4 Prozent), BDP (3 Prozent) und die Grünen (2 Prozent).

Unterschiedliche Studien, unterschiedliche Resultate

Damit kommen die cash-User zu einem dezidiert anderen Schluss als eine Studie der Zeitschrift "Bilanz" in Zusammenarbeit mit der Plattform Politnetz.ch, die die Grünliberalen als wirtschaftsfreundlichste Partei betiteln. Gefolgt von den Freisinnigen, der BDP und der CVP. Die SVP landet im Bilanz-Rating auf dem letzten Platz. Allerdings wurde das Vorgehen der Studienautoren von verschiedenen Seiten kritisiert. Der Vorwurf: Die Kriterien seien so gewählt, dass die SVP zwangsläufig zuhinterst rangiere. Für Politnetz waren fünf Indikatoren ausschlaggebend: offene Schweiz statt Abschottung, stabile Rahmenbedingungen, mehr Wettbewerb, gesicherter Finanzplatz und Investitionen in die Zukunft.

Eine Frage der Perspektive

Vor allem in der Frage der europäischen Integration sorgt die SVP immer wieder für Irritationen bei Vertretern der Wirtschaft. Zuletzt mit der Masseneinwanderungsinitiative, die es Unternehmen erschwert, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu rekrutieren.

Geht es nach einem weiteren Ranking, dem des Gewerbeverbandes, sieht die Sache wiederum 180 Grad anders aus. Dieses ist der Meinung, die SVP vertrete die Anliegen der Wirtschaft am besten. Einen Konsens in der Debatte um die wichtigste Schweizer Wirtschaftspartei gibt es also nicht. Aber eine Erkenntnis: Wirtschaftsfreundlichkeit ist immer auch eine Frage der Perspektive.

Quelle: cash.ch, Stand 08.09.2015