Die Schweizerische Nationalbank (SNB) legt rund 18 Prozent ihres Anlagevermögens in Aktien an. Tendenz in den letzten Jahren: steigend. Das Aktienportfolio der SNB hat einen Wert von etwa 100 Milliarden Franken, was einer der weltweit höchsten für eine Zentralbank ist. 

Das Aktien-Wachstum der SNB zeigt allein ein Blick auf die Investitionen in den US-Markt zu Beginn dieses Jahres. Denn im ersten Quartal stiegen diese um satte rund 30 Prozent auf 54 Milliarden Dollar. Es handelt sich dabei um reine Zukäufe von Aktien, denn im ersten Quartal blieben die massgebenden US-Aktienindizes fast unverändert.

Auffallend ist dabei, dass die SNB ihre mit Abstand grösste US-Position weiter kräftig ausgebaut hat. Der SNB-Bestand an Aktien von Apple ist von 10,3 Millionen Aktien Ende 2015 im Lauf des ersten Quartals auf 14,5 Millionen gestiegen. Das geht aus Daten der US-Börsenaufsicht SEC (United States Securities and Exchange Commission) hervor. Das Apple-Paket der SNB hatte Ende März einen Wert von 1,5 Milliarden Dollar und wiegt heute, nach einem volatilen Kursverlauf, etwa 10 Prozent weniger.

Die SNB tat dabei gleiches wie US-Staranleger Warren Buffett. Das 85-jährige "Orakel aus Omaha" kaufte im ersten Quartal über seine Beteiligungsgesellschaft Apple-Aktien im Wert von knapp 1 Milliarde Dollar. Die Meldung von letzter Woche kam überraschend, denn Buffetts Skepsis gegenüber Technologie-Aktien ist unter Investoren bekannt. 

SNB und Buffett haben andere Anlagestile

Verfolgt nun die SNB die gleiche Absicht wie Buffett? Nein. Die Nationalbank investiert bei ihren Aktienengagements indexnah, das heisst: Sie legt passiv an (etwa über Exchange Traded Funds) und betreibt kein aktives "Stock Picking". Bei Investitionen in einen Index steigt somit auch der jeweilige Anteil der im Index enthaltenen Aktien an. 

Buffett macht das Gegenteil: Er ist ein Stock Picker. Er setzt im Fall von Apple auf eine Erholung der Aktien, die seit ihrem Rekordhoch im letzten Mai in diesem Jahr bis zu 40 Prozent ihres Wert verloren haben. 

Die SNB-Investition in Apple ist die eine Seite der Medaille. Die andere: Die Nationalbank investiert mit ihrem Index-orientierten Anlagestil zwangsläufig auch in Unternehmen, die bei einigermassen vernünftig denkenden Anlegern längst vom Investitionszettel verschwunden sind.

In der Sippenhaft mit Valeant

Eine solches ist das kanadische Skandalunternehmen Valeant. Bei der Pharmafirma, die unter Anlegern einmal als "das neue Berkshire Hathaway" gegolten hatte und der Bilanzfälschungsvorwürfe angelastet werden, brennt es seit letztem August lichterloh. Die Aktie stürzte von damals 264 Dollar auf einen Wert von knapp über 100 Dollar Ende 2015. Die SNB besass zum Jahresende 1,44 Millionen Aktien von Valeant im Wert von 151 Millionen Dollar. Schon damals war sie einer der grössten Einzelaktionäre der Firma.

Damit nicht genug: Die Valeant-Aktie verlor im ersten Quartal weitere 80 Prozent und dümpelt heute auf einem Stand unter 30 Dollar, wie der untere Chart zeigt. In diesem Zeitraum erhöhte die SNB ihre US-Aktienquote, und sie kaufte dabei auch zwangsläufig die massiv fallenden Valeant-Aktien. Laut SEC-Angaben 336'700 Stück, so dass sich der Bestand an maroden Valenat-Titeln im SNB-Portfolio von 1,44 auf 1,77 Millionen Stück erhöhte. Wegen des Kurszerfalls hatten die Valeant-Titel per Ende März aber nur noch einen Wert von 44 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Im August 2015 standen die Valeant-Aktien der SNB noch mit 380 Millionen Dollar zu Buche.

Die SNB äussert sich nicht zu Einzelaktien in ihrem Anlageportfolio oder detailliert zu Entscheiden in ihrer Anlagepolitik.

Beeindruckender Absturz: Kursverlauf der Valeant-Aktie in den letzten zwölf Monaten, Quelle: cash.ch