Ob Internetblase, Finanz- oder Schuldenkrise: Die Titel der grossen Tabakfirmen widerstanden dem jeweiligen Kurssturz an den Börsen jedesmal. Die Aktienkurse der drei grössten Tabakkonzerne, Philip Morris International (PMI), British American Tobacco (BAT) und Altria sind seit Jahren am Steigen und erreichten im vergangenen Mai ein Allzeithoch.

Allein die Aktien von BAT haben in den letzten zehn Jahren eine eindrückliche Performance von gut 400 Prozent hingelegt (siehe Chart unten). Auch der MSCI World Tobacco Index, der acht Titel umfasst, legt seit Jahren zu. Im letzten Jahrzehnt hat er seinen Wert verdreifacht.

Die Crash-Resistenz dieser Branche ist eigentlich erstaunlich. Die seit Jahren steigenden Preise für Zigaretten, strengere Rauchverbote und Verpackungsvorschriften müssten den Tabakfirmen eigentlich das Geschäft vermiesen. Tatsächlich ist die Raucherquote zurückgegangen. Im OECD-Durchschnitt gaben in den letzten zehn Jahren etwa zwanzig Prozent der Raucher ihr Laster auf.

Massiver Preisaufschlag

Doch auf diese Volumenrückgänge reagierten die Firmen in erster Linie stets mit massiv höheren Preisen. Kostete in der Schweiz ein "Päckli" Zigaretten 1990 noch drei Franken, werden heute 8,20 Franken verlangt. Im Ausland müssen Raucher teilweise noch tiefer in die Tasche greifen. So kostet in England ein Pack "Zigis" 12 Franken.

Kommt hinzu, dass Zigaretten in vielen asiatischen Ländern äusserst beliebt sind. Die dortige Bevölkerung reagiert noch wenig sensibel auf die gesundheitlichen Risiken. In China beispielsweise raucht mehr als die Hälfte der männlichen Bevölkerung.

So kommt es, dass Philip Morris und Co. ihre Umsätze und Gewinne in den letzten Jahren stetig steigern konnten. Während sich bei PMI der Umsatz zwischen 2008 und 2012 um 25 Prozent verbessert hat, ist der Aktienkurs in diesem Zeitraum um 45 Prozent in die Höhe geklettert. Was Anleger ebenfalls anzieht: Tabak-Aktien bieten einen starken freien Cashflow und hohe Dividendenrenditen. PMI und BAT warten beide mit satten Ausschüttungen um vier Prozent auf.

Hoffnungsträger E-Zigarette

Den strengeren Regulierungen und rückläufigen Raucherzahlen in Europa begegnet die Branche zudem mit der Entwicklung weniger schädlicher Produkte. Die grösste Hoffnung wird dabei in die E-Zigarette gesetzt. Die mit Batterie betriebenen Glimmstängel produzieren keinen Rauch, sondern Dampf und kommen ohne krebserregende Stoffe aus.

Laut ersten Studien ist die elektronische Zigarette – auch für das Passivrauchen – weniger schädlich als die herkömmliche Variante. Dementsprechend soll der Umsatz mit E-Zigaretten in den USA in diesem Jahr die Milliarden-Dollar-Grenze knacken. Alle grossen Tabak-Player sind in diesem Geschäftsfeld bereits tätig.

Allerdings ist die Zukunft von E-Zigaretten längst nicht gesichert. Die heute noch tiefen Steuern könnten erhöht werden und auch eine Ausweitung des Rauchverbots auf die E-Zigaretten wird bereits in mehreren Ländern diskutiert. Die Zukunft der Tabakbranche hängt bei weitem nicht nur vom Erfolg dieser neuen Technologie ab. Anleger sollten auch beachten, dass die Firmen mit weiteren regulatorischen Massnahmen konfrontiert werden könnten und dass teure Gerichtsprozesse eine ständige Gefahr darstellen. Ob Tabak-Aktien schliesslich moralisch vertretbar sind oder nicht, muss jeder Börsianer selbst entscheiden.