Es war sehr viel Schweizer Prominenz da: UBS-Chef Sergio Ermotti, SNB-Präsident Thomas Jordan, Roche-Präsident Christoph Franz, Swisscom-CEO Andreas Schäppi, SBB-Chef Andreas Meyer - und natürlich auch Bundespräsident Alain Berset. Eingeladen zu einer Podiumsdiskussion am WEF hatte am frühen Mittwochmorgen digitalswitzerland, die industrieübergreifende Initiative von Schweizer Unternehmen und Organisationen in Sachen Digitalisierung der Schweiz. Thema: "Wie kann die Schweiz ihr Potenzial für die technologische Innovation bestmöglich ausschöpfen?"

Ringier-CEO Marc Walder, Intitiant von digitalswitzerland, begrüsste auf dem Podium neben Berset auch den Hausherrn des Veranstaltungsortes: Alexander Karp, CEO der geheimnisumwitternden Softwarefirma Palantir Technologies, die an der Promenade in Davos gleich zwei Pavillons aufgestellt hat.

Das passt eigentlich nicht zum Image von Palantir. Mit einem Wert von rund 20 Milliarden US-Dollar belegt die verschwiegene Firma laut einer Tabelle den siebten Platz der wertvollsten Jungunternehmen der Welt. Die US-amerikanische Firma hat sich auf die Analyse grosser Datenmengen spezialisiert. Zu den Kunden zählen angeblich auch die CIA und die NSA. Palantir war 2004 von Karp zusammen mit dem bekannten Investor Peter Thiel gegründet worden.

Karp gab auf dem Podium zu, dass er äussert selten auftrete. Doch wenn er einmal rede, gebe es danach immer böse Reaktionen von Investoren, sagte Karp mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Er lobte die Schweiz für ihre stabile Verhältnisse. Karp, der sich verschiedentlich gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump ausgesprochen hat, überraschte auch mit der Aussage, er befürworte eine stärkere Regulierung. Denn diese schaffe die Grundlage für eine stabile Demokratie und für gute Rahmenbedingungen von Innovationen. Ein unüblicher Standpunkt für einen Tech-Unternehmer aus den USA.

"Die Digitalisierung wirft moralische, ethische und ökonomische Fragen auf, die nur vom Staat beantwortet werden können", fügte Karp auch an. Berset, der Vertreter des angesprochenen Staates, meinte, die digitale Transformation könne Produktivität und Kreativität massiv steigern. "Aber sie muss in einem Geist der gesellschaftlichen Inklusion vor sich gehen, sonst kommt es zum Maschinensturm. Diese Lektion hält die erste industrielle Revolution für die vierte industrielle Revolution bereit." 

Ringier-CEO Walder zeigte sich erstaunt darüber, dass heute in den Elterngesprächen in der Schule seiner neunjährigen Tochter diesselben Themen zur Sprache kommen wie er zu seiner Schulzeit. In anderen Worten: In den Schweizer Schulen hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht sehr viel geändert. Walder schlug vor, dass als Anfang mindestens ein Kanton an seinen Schulen im Unterricht das Codieren einführe. 

Karp seinerseits schlüpfte am Ende der Veranstaltung wieder in seine gewohnte Rolle. Interviewanfragen lehnte er freundlich ab - und düste zur nächsten Termin.