Die Kolumne «Gopfried Stutz» erschien zuerst im 

Sie fliegen in die Ferien und warten am Zielflughafen vergebens auf die Koffer. Sie melden sich beim entsprechenden Büro, füllen Formulare aus, treffen verspätet im Hotel ein. "Hatten Sie eine schöne Reise?", wird das Personal an der Réception fragen. "Nein", sagen Sie leicht säuerlich. Statt vergnügt einen Apéro zu schlürfen, begeben Sie sich zerknirscht auf Einkaufstour, um noch vor Ladenschluss das Nötigste zu beschaffen.

Da die Reisesaison so richtig Fahrt aufgenommen hat, wollen wir uns dieses Themas annehmen, zumal ich eben erst einschlägige Erfahrungen gemacht habe. Gemäss Website der Swiss beträgt die maximale Rückerstattung 100 Dollar pro Person. Die Medienstelle sagte mir dazu: "Die dort angegebenen Beträge sind für eine erste unkomplizierte Unterstützung bei verspäteter Ankunft des Gepäcks im Ausland vorgesehen." Toilettenartikel würden zu 100 Prozent vergütet; Kleider zu 50 Prozent, da diese auch weiterhin benutzt werden könnten.

Je nach Destination dürfte das ausreichen. Doch am Canal Grande in Venedig gibts nun mal keine günstigen Warenhäuser um die Ecke, nur exklusive Boutiquen. Und dann kommt es natürlich darauf an, wann die Koffer eintreffen. Die Entschädigung der Swiss hätte wohl ausgereicht, wenn die Koffer am Folgetag angekommen wären, wie das am Flughafen versprochen wurde. Aber die Koffer kamen nicht – und es gab eine zweite Shoppingtour. Wir wussten nicht, wann wir mit den Koffern rechnen können. So verplemperte ich auch am dritten Tag wertvolle Zeit in Läden statt in Museen. Zurück im Hotel, waren sie plötzlich da. Mehr als 48 Stunden nach unserer Ankunft.

Hier sprechen wir nur von den effektiven Kosten. Von der Minderung des Ferienvergnügens nicht zu sprechen. Es soll zwar Leute geben, für die ist Shoppen ein Ferienerlebnis.
Ich gehöre definitiv nicht dazu.

Womit wir bei der Reiseversicherung wären. Bei den standardisierten Reiseversicherungen ist das Reisegepäck normalerweise nicht versichert. Man kann es aber zusätzlich versichern. Bei der Europäischen Reiseversicherung (ERV) beispielsweise gibts die Reisegepäckversicherung für 52 Franken, bei der auch Diebstahl, Beschädigung und Verlust versichert sind. "Kommt Ihr Gepäck mit grosser Verspätung, mindestens 6 Stunden, am Reiseziel an, übernehmen wir die Kosten für Ihre notwendigsten Anschaffungen bis maximal 1000 Franken." So jedenfalls stehts im Prospekt.

Schliesslich könnte man noch einräumen, dass das Fliegen viel zu billig ist. Was nichts kostet, ist nichts wert. Daran hätte auch das an der Urne abgelehnte CO2-Gesetz nichts geändert, auch wenn dadurch jedem Passagier bei Kurzstreckenflügen 30 Franken abgeknöpft worden wären. Treffend sagte mein Sohn: "Selber schuld. Nach Venedig nimmt man den Zug."