Der erste bekannte Corona-Fall in der Schweiz war ein 70-jähriger Mann aus dem Tessin. Er hatte zehn Tage vor seiner Diagnose an einer Versammlung in der Gegend von Mailand (I) teilgenommen und sich dort vermutlich angesteckt. In Norditalien grassierte das Virus damals besonders. Der Mann wurde nach Symptomen in einer Luganeser Klinik isoliert. Nach wenigen Tagen konnte er das Spital wieder verlassen.

Die weltweite Pandemie, die wohl im chinesischen Wuhan ihren Anfang nahm, war damit auch in der Schweiz angekommen. Das winzige Virus Sars-Cov-2 führte zur grössten Krise im Land seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Bundesrat rief zeitweise den Notstand aus und beschloss vorübergehend eine Mobilmachung von Teilen der Armee.

Immenses Leid

Das Virus verursachte immenses Leid. Die Schweiz beklagt bisher über 9000 Tote, weit mehr als an der jährlichen Grippe sterben. Über 23'000 Menschen mussten ins Spital. Zu den Opfern zählen vor allem ältere Menschen. Doch selbst jüngere Patienten klagen teilweise auch Monate nach überstandener Krankheit über Folgeschäden. Manchen Menschen setzte aber nicht das Virus zu, sondern es waren die Massnahmen und damit verbundenen Einschränkungen.

Im Kampf gegen das Virus griffen die Behörden zu drastischen Mitteln. Lokale wurden geschlossen, viele Menschen arbeiteten von zu Hause aus, auch Schulen blieben zeitweise zu, und der Reiseverkehr brach zusammen. Die Massnahmen zielten darauf ab, die Kontakte zwischen den Menschen und damit die Zahl der Ansteckungen zu verringern. Letztlich sollte so ein Kollaps der Spitäler und des Gesundheitswesens verhindert werden.

Die Schliessung von Läden, Restaurants, Museen, Sportanlagen und Kulturbetrieben brachte ganze Wirtschaftsbereiche fast komplett zum Erliegen. Der Bund stellte gleichzeitig ein beispielloses Hilfsprogramm auf die Beine: Allein für die Wirtschaftshilfen sprach er bisher insgesamt rund 50 Milliarden Franken oder sagte diese zu.

Aus heiterem Himmel

Die Pandemie traf das Land aus heiterem Himmel. Zwar lagerten Pandemiepläne in den Schubladen, doch die Behörden mussten von Anfang an improvisieren. Im ersten Schock stellten sich die Parteienvertreter zunächst praktisch einmütig und demonstrativ hinter die Landesregierung. Mit fortschreitender Dauer der Krise entbrannte eine politische Debatte über den Umgang mit dem Virus und die richtigen Massnahmen.

Auch nach Anlauf der grössten Impfaktion in der Geschichte des Landes und ein Jahr nach Ausbruch ist die Krise noch nicht ausgestanden. In einigen Bereichen ist der Ausnahmezustand normal geworden, in anderen Bereichen ist an ein normales Leben noch nicht zu denken.

mk/

(AWP)