In der Schweiz und in Liechtenstein sind laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) innerhalb eines Tages 88 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Am Mittwoch waren 129 neue Fälle gemeldet worden, am Dienstag 54 und am Montag 47. Bisher starben gemäss den Angaben mindestens 1686 Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet worden waren. Insgesamt mussten seit Beginn der Pandemie 4077 Personen hospitalisiert werden.

Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, reagierte auf die aktuelle Tendenz am Donnerstag vor den Bundeshausmedien vorsichtig optimistisch. "Die Zahlen scheinen sich ein wenig zu stabilisieren". Die Reproduktionsrate aber liege bei 1,38 (am 27. Juni). Das Ziel sei, den R-Wert auf unter 1 zu halten, damit die Epidemie abflache.

Ansteckungen gibt es laut Kuster derzeit vor allem in grossen Kantonen wie Zürich, Aargau und Waadt - in Klubs, aber auch an Beerdigungen oder am Arbeitsplatz. Ein Viertel der Fälle sei aus dem Ausland importiert, unter anderem aus Serbien und Kosovo.

Probleme bei der Rückverfolgung

Die Rückverfolgung ist gemäss Kuster jedoch schwierig, wenn sich die Einreisenden nicht von sich aus melden, gerade auch Flugreisende. Viele von ihnen reisten über europäische Hubs wie Madrid, Frankfurt oder London in die Schweiz ein. In den Passagierlisten der Fluggesellschaften, die die Passagiere in die Schweiz bringen, sei dies aber nicht ersichtlich.

Mit Rückkehrern aus dem Ausland gebe es leider "auch unangenehme Erfahrungen", erklärte die Berner Kantonsärztin Linda Nartey. Die Quarantäne werde schlecht eingehalten, kantonsärztliche Dienste würden beschimpft von Personen, die in Quarantäne müssen. Nartey stellte dem Contact Tracing der Kantone aber insgesamt eine gute Note aus. Das Volumen habe in den letzten Tagen zugenommen.

Es gebe leider häufig Verzögerungen, Meldefristen würden nicht eingehalten. Teilweise seien die Telefonnummern nicht vorhanden, "da verlieren wir teilweise bis zu Tagen", das heisse, Personen kämen zu spät in Quarantäne. Auch Kontaktlisten kämen teilweise mit falschen Angaben.

Kein Lohn bei Reise in Risikogebiete

Die Freizeit des Arbeitnehmers sei zwar Privatsache, das Weisungsrecht des Arbeitgebers gelte nur für die Arbeitszeit, führte Michael Schöll, Vizedirektor des Bundesamtes für Justiz, in diesem Zusammenhang aus. Wer aber im vollen Wissen um die Gefahren reise, habe vermutlich keinen Anspruch auf den Lohn, wenn er nach der Rückreise in die Schweiz aus einem Risikogebiet in Quarantäne müsse.

Die SwissCovid App, die mithelfen soll, die Rückverfolgung zu erleichtern, ist laut BAG bis zum 4. Juli rund 1,6 Millionen Mal heruntergeladen worden. Die Nutzerzahlen dagegen stagnierten in den vergangenen Tagen. Die Schweizer Corona-Warn-App zählte nach den neuesten erhältlichen Angaben des Bundesamtes für Statistik am 7. Juli 1'016'889 Nutzerinnen und Nutzer.

Quarantäne-Ende für 580 Personen

Derweil ist diese Woche für 580 Personen im Kanton Solothurn die zehntägige Quarantänezeit zu Ende gegangen, wie die Behörden mitteilten. Sie waren im Umfeld von drei Veranstaltungen in Olten und Grenchen zu dieser Massnahme verpflichtet worden. Gegen die fehlbare Person im Fall Grenchen haben die Solothurner Behörden Strafanzeige erhoben.

Die Fälle in Olten und Grenchen hätten aufgezeigt, wie wichtig eine konsequente Umsetzung der Rückverfolgung sei, zogen die Solothurner Behörden Bilanz. Innert weniger Stunden hätten in beiden Fällen alle Besucherinnen und Besucher sowie die Mitarbeitenden unter Quarantäne gestellt werden können. Damit sei sichergestellt worden, dass allfällig Infizierte, das Virus nicht hätten weiterverbreiten können.

Im Tessin verschärfte die Stadt Lugano die Zugangsbestimmungen ins vor allem bei Jugendlichen beliebten Event- und Kongresszentrum Foce. Die Einschränkungen und Teilschliessungen betreffen die Abendstunden. Der Kanton Tessin meldete 36 neue Infektionen seit Anfang Juli. Innerhalb einer Woche hat er zudem 450 Personen in Quarantäne geschickt.

Zähe Schweizer Wirtschaft

Der Anspruch auf Kurzarbeitsentschädigung wird von den Arbeitgebern viel weniger häufig tatsächlich in Anspruch genommen als angemeldet. Laut Oliver Schärli, Leiter Arbeitsmarkt/Arbeitslosenversicherung beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), haben im März von den 1,6 Millionen angemeldeten Arbeitnehmenden rund 880'000 Kurzarbeitsentschädigung bezogen. Das bedeute für den Bund Minderausgaben von rund einer Milliarde Franken.

Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt biete Anlass zu Hoffnung. Der Trend zu einer langsamen Erholung setzt sich laut Schärli fort. Die Schweizer Wirtschaft sei zäher, als man zu Beginn der Corona-Pandemie erwartet habe.

Masken-Muffel und verpilzte Masken

Eine am Donnerstag veröffentlichte Datenanalyse von Personenströmen im Auftrag von Tamedia hat ergeben, dass fast ein Drittel der beobachteten Passanten in der Schweiz im Bahnhof zu Stosszeiten keine Gesichtsmaske trägt.

Doch konnte die Auswertung nicht feststellen, ob die gezählten Personen tatsächlich in einen Zug steigen wollten, oder nur zum Einkaufen im Bahnhof waren. Insgesamt trugen mehr Personen morgens Masken als nachmittags auf dem Heimweg.

Gleichentags meldete der Bund, dass er Masken aus alten Beständen zurückruft, die er verschiedenen Grossverbrauchern und Kantonen zu Beginn der Corona-Krise als Soforthilfe zur Verfügung gestellt hatte. Das Labor des Universitätsspitals Genf (HUG) hat in Proben einiger dieser Masken den Befall mit Schimmelpilz festgestellt.

Die Masken stammen aus einem alten Bestand von 13,5 Millionen Masken, die der Bund 2007 für die Pandemieversorgung beschafft hatte. Woher die Verunreinigung stammt, wird untersucht. Nicht betroffen sind laut dem Verteidigungsdepartement VBS die 18 Millionen Masken für den Detailhandel.

mk

(AWP)