Als Kompensation für die Aufstockung der Gaslieferungen möchte Russland die Genehmigung Deutschlands und der Europäischen Union erhalten, die Pipeline nach Europa zu nutzen, heisst es von Personen, die dem staatlichen Gasriesen Gazprom und dem Kreml nahe stehen.

"Wir können nicht zur Hilfe eilen, nur um Fehler zu kompensieren, die wir nicht begangen haben", sagte Konstantin Kossatschjow, ein führender kremlnaher Abgeordneter im Oberhaus des Parlaments, in einem Interview, ohne näher zu erläutern, worum es Russland geht. "Wir erfüllen alle unsere Verträge, alle unsere Verpflichtungen. Alles, was darüber hinausgeht, sollte Gegenstand zusätzlicher freiwilliger und für beide Seiten vorteilhafter Vereinbarungen sein."

Wie um diesen Punkt zu unterstreichen, erklärte der Betreiber der Pipeline am Montag, dass der erste Strang mit so genanntem technischem Gas gefüllt und betriebsbereit sei, es jedoch erst nach Erteilung der behördlichen Genehmigung befördert werden könne. Diese Ankündigung erfolgte nur wenige Stunden, nachdem die europäischen Gaspreise durch die Nachricht in die Höhe geschnellt waren, dass Gazprom erneut nur eine geringe Kapazität für den Transport des Brennstoffs nach Europa über andere Routen geboten habe.

Druck auf Russland wächst

Da die steigenden Brennstoffkosten die Wirtschaft zunehmend in Mitleidenschaft ziehen, wächst der Druck auf Russland, Europas grössten Lieferanten, mehr Gas zu fördern. Zusätzliches russisches Gas wird als wichtigstes Mittel angesehen, um eine noch grössere Versorgungskrise mitten im Winter zu vermeiden.

Doch da die Beziehungen zur Europäischen Union nach Jahren der Sanktionen und anderer Spannungen belastet sind, ist der Kreml nicht bereit, den Europäern einen Gefallen zu tun. Obwohl die Exporte nach Europa in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind, liegen sie nach Angaben des Oxford Institute for Energy Studies unter den Werten für 2019.

Letzte Woche deutete Präsident Wladimir Putin auf einer Energiekonferenz in Moskau an, dass Russland mehr Gas anbieten könnte. Er beklagte aber auch die langsamen Fortschritte bei der Genehmigung von Nord Stream 2, die sich bis weit ins nächste Jahr hinziehen könnte.

Die deutschen Aufsichtsbehörden prüfen derzeit den Antrag auf Zertifizierung, haben aber erklärt, dass ihre erste Entscheidung erst im Januar fallen könnte,

(Bloomberg)