Die Menschen rund um den Globus sind nach Berechnungen der Allianz in Summe so reich wie nie. Im Corona-Jahr 2020 habe das Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte erstmals die Marke von 200 Billionen Euro erreicht, teilte der Versicherungskonzern am Donnerstag mit. Binnen Jahresfrist gab es demnach eine Steigerung um 9,7 Prozent.

Für das laufende Jahr sagen die Allianz-Volkswirte ein Wachstum des globalen Geldvermögens um sieben Prozent voraus. Die Pandemie dürfte nach ihrer Einschätzung jedoch die Vermögensungleichheit verschärfen - sowohl zwischen reichen und ärmeren Ländern als auch innerhalb der Staaten. Schon jetzt ist der Löwenanteil von gut 84 Prozent des Vermögens im Besitz der reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung.

Pandemiemassnahmen führen zu vollerem Sparkonto

Haupttreiber des Wachstums waren im vergangenen Jahr die - zu einem Grossteil ungeplant - gestiegenen Ersparnisse. Wegen der Einschränkungen in der Pandemie konnten viele Menschen ihr Geld nicht in gewohntem Masse ausgeben. Reisen wurden storniert, die zeitweilige Schliessung von Gaststätten und Läden bremste den Konsum.

Die Summe frischer Spargelder sei in der Folge binnen Jahresfrist um fast 80 Prozent auf den Rekordwert von 5,2 Billionen Euro geklettert, rechnete die Allianz in ihrer Auswertung von Daten aus 57 Staaten vor. Gelder, die Menschen einfach auf ihrem Bankkonto stehen liessen, verdreifachten sich fast (plus 187 Prozent). Weltweit erhöhten sich Bankeinlagen demnach erstmals zweistellig mit 11,9 Prozent Zuwachs.

Profitiert haben die Geldvermögen in der Pandemie auch davon, dass Staaten und Zentralbanken mit milliardenschweren Hilfspaketen für eine rasche Erholung der Aktienmärkte sorgten.

Abzüglich von Schulden erhöhte sich das globale Geldvermögen der privaten Haushalte in den untersuchten Staaten 2020 um elf Prozent auf netto 153,5 Billionen Euro. Die Allianz berücksichtigt in ihrer zum zwölften Mal vorgelegten Vermögensstudie ("Global Wealth Report") Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, nicht jedoch Immobilien.

Schweiz reichstes Land - aber höchste Verschuldung

Die Schweiz ist gemessen am Brutto-Pro-Kopf-Vermögen das reichste Land und hat den Spitzenrang in der knapp 60 Länder umfassenden Allianz-Rangliste verteidigt. Beim Netto-Geldvermögen blieb sie auf Rang zwei mit einem Vermögen von 227'277 Franken pro Kopf.

Das Brutto-Geldvermögen von Schweizer Haushalten stieg im vergangenen Jahr um 3,9 Prozent. Im Vorkrisenjahr 2019 war es mit 7,6 Prozent noch doppelt so schnell gewachsen. Das langsamere Wachstum führend die Studienautoren auf die Vermögensklasse der Wertpapiere zurück, die um 6,5 Prozent zulegte nach 17,4 Prozent im Vorjahr.

Zwar habe sich die Schweizer Börse kaum vom Fleck bewegt, Schweizer Haushalte legten aber rund 51 Milliarden Franken neu an den Kapitalmärkten an. Das sei so viel wie nie zuvor und fast zehnmal mehr als im Jahr davor. Auch die Spargelder hätten mit über 100 Milliarden Franken einen Höchststand erreicht.

Dabei hätten die Negativzinsen die Schweizer Sparer an die Börse getrieben, während die Zuflüsse in Bankeinlagen um rund 15 Prozent zurückgingen.

Die Verbindlichkeiten in der Schweiz stiegen um 2,7 Prozent. Das sei zwar in etwa das gleiche Wachstumstempo wie in den Vorjahren, schrieben die Autoren. Weil aber im gleichen Zeitraum das Wirtschaftswachstum einbracht, erhöhte sich die Schuldenquote - also die Verbindlichkeiten in Prozent des BIP - auf 135 Prozent. Damit ist die Schweiz das Land mit der höchsten Verschuldung.

(AWP)