Eine neue Lösung oder wenigstens eine Übergangslösung ist derzeit nicht in Sicht. Die Schweizer Politik müsse daher dringend handeln, fodert Beat Vonlanthen, der Präsident des Verbands Swiss Medtech, im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. "Ich hoffe natürlich immer noch, dass das bisherige Abkommen bis dahin aktualisiert wird. Ich gebe aber zu, dass dies wohl nicht realistisch ist."

Der O-Ton aus Brüssel laute derzeit: Solange das Institutionelle Abkommen nicht unterschrieben sei, bekommen die Schweiz auch kein aktualisiertes Abkommen im Bereich der Medizinprodukte. "Die EU bestraft damit die Firmen auf dem Rücken der Patienten - übrigens nicht nur in der Schweiz, sondern auch in der EU", sagte der Freiburger Alt-Ständerat. Denn die Eidgenossenschaft exportiere auch grosse Mengen an Produkten, die dann beispielsweise auch für deutsche Patienten fehlen würden.

Jedes achte Produkt könnte fehlen

Grundsätzlich schätze er, dass jedes achte Medizinprodukt - das entspreche insgesamt etwa 40'000 verschiedenen Produkten - nicht mehr zur Verfügung stehen könnten. Es gehe also "definitiv nicht einfach um ein paar Pflästerli", die fehlen.

Nun sei es an der Schweizer Politik, aktiv zu werden, damit beide Seiten sich weiterhin ohne Handelsschranken mit Medizinprodukten beliefern könnten. Er habe daher auch mit Bundesrat Guy Parmelin gesprochen. Dieser solle mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Kontakt aufnimmt und dort Verständnis für die Schweiz zu wecken.

Das Ziel, zumindest kurzfristig: Die Schweiz soll noch einmal eine Gandenperiode erhalten. "Die EU könnte den Schweizer Produkten noch eine sogenannte Gnadenperiode von 3 Jahren zugestehen, in der das bisherige Abkommen weiter gilt", führte Vonlanthen aus. Dann ginge mindestens bis am 26. Mai 2024 fast alles weiter wie bisher.

Auch Mexiko erhält Gnadenfrist

Eine solche Gnadenfrist hätten ausserdem auch andere Länder erhalten, also auch Drittstaaten wie z.B. Mexiko. "Wenn die Schweiz im Gegensatz zu anderen Ländern keine Gnadenperiode erhält, ist das unseres Erachtens eine Handelsdiskriminierung, gegen die sich der Bundesrat wehren muss", sagte Vonlanthen.

Letztlich ginge es dabei auch um viele Arbeitsplätze. Die gesamte Medizinaltechnik-Branche beschäftige in der Schweiz 63'000 Personen. "Ein Abbau dieser Jobs würde nicht sofort passieren, aber Schritt für Schritt." Und das wäre ein "extrem gefährlicher Prozess" für den hiesigen Werkplatz, so der Präsident des Medtech-Verbandes.

(AWP)