Auch die Schulen im Lande öffnen eine Woche nach Aufhebung des landesweiten Notstands wieder. In der Hauptstadt Tokio sowie der Provinz Fukuoka bereitet ein erneuter Anstieg der Neuinfektionen in den vergangenen Tagen jedoch weiter Sorgen. Die Regierung plane zwar im Moment nicht, für Tokio und Fukuoka wieder den Notstand auszurufen, sagte Wirtschaftsminister Yasutoshi Nishimura am Sonntag. Aber man werde die Situation weiter genau verfolgen. Am Vortag waren in Tokio 14 neue Infektionen registriert worden.

Damit ist die Zahl der Neuinfektionen seit fünf Tagen in Folge wieder zweistellig. Zum Höhepunkt Mitte April waren es allerdings noch mehr als 200 Fälle gewesen. Seit Ministerpräsident Shinzo Abe den landesweiten Notstand aufgehoben hat, registriert Tokio wieder einen leichten Anstieg. Zwar will Tokio die örtlichen Restriktionen für Unternehmen am Montag weiter lockern. So dürfen Kinos und Fitnessstudios wieder öffnen. Läden, wo es zu Infektionsherden kam wie zum Beispiel Musikclubs, sind davon jedoch weiterhin ausgenommen.

In der Provinz Fukuoka wurde in der Stadt Kitakyushu in den vergangenen Tagen ebenfalls wieder ein besorgniserregender Anstieg an Neuinfektionen beobachtet, nachdem es zwischenzeitlich keine neuen Fälle mehr gegeben hatte. Zuletzt waren die Zahlen wieder zweistellig, da es in Krankenhäusern zu Ansammlungen von Infektionen kam, sogenannten Clustern. Auch in Tokio sind Krankenhäuser betroffen. Tokio zählte am Wochenende rund 5200 Fälle und Fukuoka rund 740.

Japan zählte bis zum Sonntag insgesamt rund 17 500 Infektionsfälle und rund 900 Tote. Damit steht die Nummer drei der Weltwirtschaft vergleichsweise sehr gut da. Nach nur eineinhalb Monaten konnte die Lage nach eigenen Angaben unter Kontrolle gebracht werden. Und das ohne Einschränkungen wie in Europa. Die Bürger in Japan waren lediglich aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben. Statt wie andere Länder massenhaft zu testen, setzt Japan auf seine Cluster-Politik.

Sobald eine Ansammlung von Infektionen ausgemacht wird, wird der Weg des Virus zurückverfolgt. Die Infektionsherde werden dann isoliert, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Zudem kommt dem Land zugute, dass Japaner seit jeher extrem hohen Wert auf Hygiene legen. Bisher war diese Strategie anscheinend erfolgreich. Doch die momentane Lage in Tokio und Fukuoka macht deutlich, dass auch in Japan weiter Sorge vor einer zweiten Infektionswelle besteht.

(AWP)