"Aufseher sein ist nicht nur Beruf, sondern auch Berufung", sagte der gebürtige Brite, der zuletzt sieben Jahre lang die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma geleitet hat, am Montag laut Mitteilung der BaFin.

Branson kennt auch die Perspektive der Banken gut, hat jahrelang für die Credit Suisse und die UBS gearbeitet. Sein Dienstsitz bei der deutschen Finanzaufsichtsbehörde werde Bonn sein, heisst es weiter. Der 52-Jährige übernimmt den Posten von Felix Hufeld, der am Ende über den Wirecard-Finanzskandal stolperte.

Versagen in der Wirecard-Krise

Die BaFin solle eine Aufsichtsbehörde von Weltklasse werden, bekräftigte Branson. Sie stand in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik. Vor allem im milliardenschweren Wirecard-Bilanzskandal wird ihr weitgehendes Versagen vorgeworfen. "Mir ist bewusst, dass die Erwartungen an die BaFin zu Recht sehr hoch sind." Dieser öffentliche Druck eröffne Chancen, Veränderungen in der BaFin durchzubringen, die sonst länger gedauert hätten.

Das deutsche Finanzministerium hatte im Februar ein Sieben-Punkte-Plan vorgestellt, um eine aktivere Finanzaufsicht in Deutschland zu bekommen - mit mehr Befugnissen und Eingriffsrechten der BaFin. Verantwortlichkeiten sollen klarer zugeteilt und die Behörde mit modernerer Technologie ausgestattet werden. Die Aufsicht solle künftig für alle Geschäftsbereiche eines Konzerns zuständig sein - im Fall Wirecard war es nur die Banktochter des früheren Dax-Unternehmens.

Bei Verdachtsfällen soll die BaFin mit einer "forensisch geschulten Taskforce" in Eigenregie eingreifen - mit Durchsuchungen und gezielten Befragungen. Für eine bessere Bilanzkontrolle werden eigene Wirtschaftsprüfer gesucht. Auch hier soll die BaFin mehr alleine machen - und damit wirksamer agieren als bisher im zweistufigen System mit der privatwirtschaftlichen Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung. 

Bransons Posten bei der Finma wird seit Juni interimistisch von Jan Blöchlinger besetzt. In November soll Urban Angehrn die Führung der Behörde übernehmen. 

(Reuters/cash)