So ermittelt die Finma im Zusammenhang mit dem Skandal um den malaysischen 1MDB-Skandals derzeit gegen verschiedene Banken wegen Korruption, Geldwäscherei und ungenügender Kontrollmechanismen. Die Zahl der in der Schweiz betroffenen Instituten stieg 2016 von anfangs fünf auf sieben. Davon sind drei Verfahren (BSI, Falcon, Coutts) bereits abgeschlossen, vier dauern noch an - unter anderem gegen die UBS.

Der 1MDB-Fall werde die Behörde auch noch längere Zeit beschäftigen, sagte Finma-Direktor Mark Branson am Dienstag an der Jahresmedienkonferenz. Auch könnten noch weitere Banken hinzukommen, es handle sich um einen "dynamischen" Prozess.

Zudem ist der Schweizer Finanzplatz auch vor Marktmissbrauch und -manipulation nicht gefeit. Bei Fällen von Marktmissbrauch, die im Netz der Finma hängen blieben, sehe man eine steigende Tendenz, so Branson weiter. Ob das an besseren Überwachungsmöglichkeiten liegt oder mit dem Verhalten der Marktteilnehmer zu tun hat, sei schwierig zu sagen. Insiderhandel und Marktmanipulation seien jedoch keine Kavaliersdelikte, betonte der Finma-Direktor.

INSIDERHANDEL BEI MEHREREN KOTIERTEN UNTERNEHMEN

Die Finma geht jährlich Hunderten von Hinweisen auf missbräuchliches Verhalten nach, die zu rund 60% von Überwachungsstellen der Schweizer Börsen kommen. Zu 20% stammen sie von ausländischen Behörden und zu 20% beruhen sie auf Beobachtungen der Spezialisten im Haus, aber auch auf Hinweisen von Whistleblowern am Markt. 2016 wurden rund sieben Millionen Transaktionen analysiert. Dabei hätten sich die Möglichkeiten und Tools verbessert: "Big Data" - oder auch "Regtech" genannt - würden Aufsehern "enorm" helfen, so Branson. Die oft sehr komplexen Fälle könnten rekonstruiert werden, denn die Spuren in den Daten blieben.

Aktuell geht die Finma Hinweisen auf Insiderhandel bei mehreren kotierten Gesellschaften nach. Um welche es sich handelt, wollte Branson auf Nachfrage nicht sagen. Zum einen würden Fälle von sogenanntem "Spoofing" untersucht. Dabei werden grosse "Fake"-Orders platziert und zurückgenommen und parallel dazu zum eigenen Vorteil gehandelt. Weitere Fälle umfassen "Wash Sales", wo mit Käufen und Verkäufen an sich selbst oder in Absprache mit Dritten der Kurs der eigenen Aktie gestützt wird, sowie das klassische "Frontrunning".

Branson sprach sich im Zusammenhang mit einer stärkeren Regulierung und Aufsicht für die Einführung einer "umfassenden Meldepflicht" für Effektenhändler aus. In Europa müssten Banken und Effektenhändler verdächtige Transaktionen nach der sogenannten STR-Pflicht (Suspicious Transaction Reports) melden, nicht aber in der Schweiz, so Branson. Anderswo seien diese Reports oft die besten Hinweisquellen.

MEHR EFFIZIENZ NÖTIG

Die Effizienz der Aufsicht soll weiter gesteigert werden, auch "um die so eingesparte Kapazitäten für neu aufkommende Themen einsetzen zu können", sagte Finma-Verwaltungsratspräsident Thomas Bauer am Dienstag. Dazu zählte er Risiken wie Cyberangriffe oder Risiken im Zusammenhang mit der Auslagerung von Geschäftstätigkeiten bei den Banken.

Einem "pauschalen Ruf nach Deregulierung" erteilt die Aufsichtsbehörde unterdessen eine Absage: "Nicht einfach weniger ist mehr, sondern gezielt ist mehr", sagte Bauer. Nicht die Quantität, sondern die Qualität sei entscheidend.

Man wolle bei Regulierung und Aufsicht aber auch nicht alle Banken über einen Kamm scheren. "Die Finma konzentriert sich aufs Wesentliche und lässt den Beaufsichtigten, wo immer möglich, Spielraum und Eigenverantwortung bei der Umsetzung der prinzipienorientierten Regulierung", so Bauer weiter. Vorschriften würden anhand der Grösse oder des Risikos der Institute abgestuft. Man gehe also bewusst differenziert mit den Beaufsichtigten um und sei entsprechend effizient und schlank.

ys/rw

(AWP)