Zug sei mit seiner internationalen Wirtschaft und Bevölkerung besonders von dem Krieg betroffen, sagte Landammann Martin Pfister (Mitte) am Freitag vor den Medien. Die russische Diaspora in Zug sei nicht unbedeutend. Er hoffe, dass trotz des Krieges mit dieser weiterhin gastfreundschaftlich umgegangen werde.
Die Verknüpfung Zugs mit Russland zeigte sich schon wenige Tage, nachdem die Sanktionen in Kraft getreten waren: Ende letzte Woche wurde bekannt, dass der in Zug ansässige russische Gaspipelinebauer Nord Stream 2 seine Belegschaft entlassen hat, dies nachdem die Konten der Gazprom-Tochter gesperrt wurden. Das Unternehmen sei de facto illiquid, sagte Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut (Mitte).
Schwierige Abgrenzung
Prognosen über die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs für den Kanton Zug seien schwierig, erklärte Thalmann. Es sei nicht einfach, ein Unternehmen als "russisch" zu identifizieren, auch wenn es einige klare Fälle gebe.
Thalmann schätzte die Zahl der Unternehmen mit einem russischen Konnex auf Basis der Kontakte der Wirtschaftsförderung in den letzten acht Jahren auf rund 40. Diese seien vor allem in den Branchen Energie, Rohstoffe, Finanzen und Dünger tätig, sagte sie.
Die Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die Weltkonjunktur seien für die Zuger Wirtschaft wohl entscheidender als die Folgen der Sanktionen, sagte Thalmann. Die Zuger Wirtschaft sei diesbezüglich auch nicht beunruhigt.
Robuste Wirtschaft
Der Regierungsrat wies an der Medienkonferenz mehrmals darauf hin, dass die Zuger Wirtschaft robust sei, dies weil sie, auch global, stark diversifiziert sei. Er betonte auch mehrmals, dass in Zug alle Unternehmen geschäften dürften, die sich an die Rechtsordnung und die Standards hielten.
"Wir haben Handelsfreiheit", sagte Thalmann, Einschränkungen bezüglich der Nationalität gebe es nicht. Bei den Sanktionen sei der Finanzsektor gefordert, nicht der Kanton.
Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP) sprach von einer "Willkommenskultur", die in Zug auch wirtschaftlich gepflegt werde. In einem freiheitlichen Rechtsstaat könnten nicht willkürlich Menschen oder Unternehmen ausgewiesen werden.
Die Zuger Finanzdirektion kam auf Basis der Steuerdaten von 2020 auf rund 20 Gesellschaften mit direktem Bezug zu Russland. Zudem weist das Steuerregister etwa deren 300 mit Staatsangehörigkeit Russland aus.
Diese Unternehmen und Personen bezahlten netto 29 Millionen Franken Bundessteuern, 21 Millionen Franken Staatssteuern und 10 Millionen Franken Gemeindesteuern. Es sei bedauerlich, wenn nun diese Einnahmen wegbrechen würden, sagte Tännler. Bei einem Etat von 2 Milliarden Franken sei dies aber mehr als verkraftbar. Der Ukrainekrieg berge für die Zuger Finanzen kein Klumpenrisiko.
(AWP)