Das Phänomen nennt sich "finanzieller Analphabetismus" und sei auch hierzulande weit verbreitet, schreibt die "NZZ am Sonntag" (Artikel bezahlpflichtig)

Ein Grossteil der Bevölkerung in der Schweiz habe grosse Wissenslücken auf diesem Gebiet, sagte Annamaria Lusardi, Wirtschaftsprofessorin an der George Washington University in den USA, die das Phänomen seit rund zwanzig Jahren erforsche.

Die Schweiz bewege sich bei Finanzwissen bloss im oberen Mittelfeld. Die deutsche Schweiz schneide dabei besser ab als die französische. Besonders betroffen seien Junge, Alte, Frauen und diejenigen mit wenig Einkommen sowie geringer Ausbildung.

Ein spezielles Problem zeige sich bei älteren Menschen. Diese neigten dazu, ihr Finanzwissen zu überschätzen. "Deshalb sind sie ideale Zielgruppen für Betrüger", sagte Lusardi gegenüber der Zeitung.

In der Befragung wurde zentral das Wissen über Zinsen erforscht: "Weiss man, was Zinsen sind und wie sie funktionieren? Erkennt man, dass die Teuerung das Vermögen verringern kann, und versteht man etwas über Diversifikation, mit der man Risiken reduziert? Begreifen die Leute, dass sie nicht alle Eier in einen Korb legen sollten?", so Lusardi.

Selbst in den USA, dem Land mit dem weltweit wichtigsten Kapitalmarkt, konnten nur 30 Prozent die drei Fragen richtig beantworten und verfügten damit über Finanzkompetenz. Die Mehrheit der Bevölkerung habe aber nicht einmal ein elementares Wissen. 

Die Schlussfolgerung von Lusardi: "Wenn man keine Schulfächer zu diesen Fragen einführt, werden die Kosten am Schluss viel höher sein. Doch sie werden erst in der Zukunft anfallen. Deshalb braucht es visionäre Politiker."

(AWP/cash)