Die US-Notenbank hebt ihren Leitzins an und stemmt sich gegen die hohe Inflation. Er liegt nun in einer Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent. Ökonomen sagten dazu in ersten Reaktionen:

THOMAS GITZEL, VP BANK GROUP

"Die Fed schreitet mutig voran. Der geldpolitische Pfad ist für dieses Jahr weitgehend abgesteckt. Zu grossen Überraschungen dürfte es nicht mehr kommen. Die EZB sollte den Staffelstab jetzt übernehmen und ebenfalls deutlich machen, dass im laufenden Jahr mehrere Zinsanhebungen zu erwarten sind. Die Fed stärkt mit ihrer klaren Kommunikation die Glaubwürdigkeit, die EZB verspielt sie hingegen."

THOMAS ALTMANN, QC PARTNERS

"Die FED betont in ihrem schriftlichen Statement, dass sie die hohe Inflation äusserst wachsam beobachtet. Gleichzeitig gesteht die FED aber auch ein, dass sich die Wirtschaft langsamer und schwächer entwickelt. Sowohl der Lockdown in China als auch der Krieg in der Ukraine werden von der FED explizite als wachstumshemmend benannt. Damit öffnet die FED in ihrem Statement ein neues Spannungsfeld: Hohe Inflation vs. langsameres Wachstum. Die nächsten Sitzungen müssen jetzt zeigen, welches dieser Probleme die FED vorrangig bekämpfen will. Ein positives Zeichen an die Märkte ist auch, dass die heutige Zinsentscheidung einstimmig gefällt wurde. Es war im Vorfeld durchaus damit zu rechnen, dass einzelne FED-Mitglieder für einen noch größeren 75 Basispunkte Schritt stimmen würden."

OTMAR LANG, CHEFVOLKSWIRT TARGOBANK

"Der FED könnte es also gelingen, trotz hoher Inflationsraten zumindest die Inflationserwartungen wieder rasch in den Griff bekommen. Wenn der mittelfristige Preis-Ausblick eine Besserung verspricht, ist das für die Kapitalmärkte eine gute Nachricht. Erst im ersten Halbjahr 2023 dürfte sich dann zeigen, ob die US-Konjunktur durch diese Maßnahmen vollends abgewürgt wird. Insgesamt hat die aktuelle Notenbankpolitik der FED zur Bekämpfung des Preisauftriebs sehr gute Noten verdient. Die EZB sollte sich daran ein Beispiel nehmen: Frau Lagarde, so geht das!"

BASTIAN HEPPERLE, SENIOR ECONOMIST, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE

"Die Fed tritt scharf auf die Bremse, um den hohen Inflationsdruck einzudämmen. Weitere Leitzinserhöhungen sind unterwegs, die mit der üblichen Wirkungsverzögerung die Konjunktur bremsen werden. Hinzu kommt die Bilanzschrumpfung, die ebenfalls zinssteigernd wirkt. Die Gefahr ist groß, dass über das Ziel hinausgeschossen wird. So oder so, auf die US-Wirtschaft kommen schwierige Zeiten zu."

FRIEDRICH HEINEMANN, ZEW-ÖKONOM

"Die Fed erhöht angesichts der sehr hohen und breiten Inflationsdynamik das Tempo. Aber das ist nur der Anfang. Wir werden in den kommenden Monaten eine rasche weitere Folge von Zinserhöhungen sehen. Die stark inflationäre US-Volkswirtschaft mit ihrer kräftigen Lohndynamik benötigt nun eine glaubwürdige Strategie der Inflationsbekämpfung. Anders als die EZB hat die US-Notenbank wegen der weitgehenden Energie-Autarkie der USA auch wenig Sorge um eine Energiekrise."

ELMAR VÖLKER, SENIOR FIXED INCOME ANALYST, LBBW RESEARCH

"Die Fed demonstriert, dass sie es nunmehr wirklich ernst meint damit, den Inflationsgefahren geldpolitisch entgegenzutreten. Die an und für sich erfreuliche Tatsache, dass die US-Jobmaschine auf vollen Touren läuft, vergrößert derzeit massiv die Gefahr, dass die hohe Inflation gekommen ist, um (lange) zu bleiben. Die Inflationsdaten für den Monat April könnten dank gesunkener Benzinpreise zwar erstmals seit längerer Zeit eine kleine Entspannung beim Preisauftrieb von zuletzt 8,5 % bringen. Dies dürfte die US-Währungshüter aber angesichts der wachsenden Langfristrisiken nicht davon abhalten, auf mehreren der kommenden Sitzungen mit weiteren 'großen' Zinsanhebungen fortzufahren."

(Reuters)