Die Notenbank beliess den SNB-Leitzins am Donnerstag bei minus 0,75 Prozent. Banken müssen für ihre Sichtguthaben bei der SNB weiterhin einen Strafzins von 0,75 Prozent bezahlen.

Ökonomen kommentieren die geldpolitische Lagebeurteilung der SNB wie folgt:

PHILIPP BURCKHARDT, LOMBARD ODIER IM

Trotz aktuell wieder zunehmender COVID-19 Fallzahlen, interpretiert die SNB die Wirtschaftslage aufgrund steigender makroökonomischer Indikatoren unter anderem als Folge von gelockerten Eindämmungsmassnahmen positiver als noch in ihrer letzten Lagebeurteilung im Juni. Die SNB bestätigt insofern für die Schweiz den optimistischeren Ausblick der Eurozone und korrigiert die Erwartungen des BIP für 2020 von -6% auf -5 %. Auch die bedingte Inflationsprognose hat die SNB leicht nach oben angepasst, wobei diese weiterhin auf längere Sicht deutlich unter dem vordefinierten Ziel der Preisstabilität verharrt.

Die SNB signalisiert zwar die Bereitschaft für weitere Zinssenkungen, wir gehen jedoch davon aus, dass diese nur als Reaktion auf weitere Schritte der EZB in Erwägung gezogen werden würden. Weitere Anleihekaufprogramme können in Zukunft besonders in Europa nicht gänzlich ausgeschlossen werden und auch die USA hat bemerkt, dass ein schwacher US Dollar die Exporte ankurbelt, insofern stellt sich die Frage, ob das heutige Umfeld möglicherweise eine trügerische Ruhe darstellen könnte?

THOMAS GITZEL, VP BANK

Interessant ist die Einschätzung des weiteren wirtschaftlichen Verlaufs. Die eidgenössischen Währungshüter gehen im Basisszenario davon aus, dass es gelingt die Pandemie unter Kontrolle zu halten. Die SNB rechnet deshalb mit einer fortgesetzten wirtschaftlichen Erholung. Mit Blick auf die aktuellen Corona-Entwicklung ist dies durchaus gewagt. Europa durchlebt gerade ein zweite Infektionswelle die bereits wirtschaftliche Bremsspuren hinterlässt. Dies wird durch die gestrige Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes bestätigt.

Während man in den vergangenen Wochen Schwierigkeiten hatte, die geldpolitischen Veränderungen der EZB und Fed zu verarbeiten, blieb sich die SNB treu. Es standen und stehen keine nennenswerten Veränderungen an. Damit avanciert die SNB zur langweiligsten Zentralbank der Welt, was aber in diesen Tagen nichts Schlechtes zu bedeuten hat. Im Gegenteil: Mit Negativzinsen und Devisenmarktinterventionen wurden in der Vergangenheit Pflöcke gerammt, die bis heute halten. Die eidgenössischen Währungshüter werden auch mit Blick auf die kommenden Monate kaum Notwendigkeit haben, ihre geldpolitischen Ausrichtung anzupassen.

(Reuters)