Bei der Frage von möglichen Ausnahmen von den Strafzinsen für Institute überwiege aber derzeit die Skepsis unter den Ratsmitgliedern, sagten vier mit den Überlegungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Euro-Wächter seien inzwischen bereit, Banken bei den angekündigten neuen Langfristkrediten, die in der Fachwelt "TLTRO" genannt werden, eine Nullverzinsung oder sogar Negativzinsen anzubieten. Dies soll ihnen dann winken, wenn sie das Geld in Form von Krediten an die Wirtschaft weiterreichen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Sie hatte im März angekündigt, Geschäftsbanken mit einer neuen Serie gezielter Langfrist-Geldsalven unter die Arme zu greifen, die eine Laufzeit von zwei Jahren haben und sich am Leitzins orientieren sollen. Mit den grossen Geldsalven will sie Finanzinstitute zur stärkeren Vergabe von Darlehen an die Wirtschaft anregen. Die genauen Konditionen und Anreize stehen aber noch nicht fest.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte am Mittwoch nach der Zinssitzung gesagt, dass über die Bedingungen der neuen TLTRO-Kredite auf dem Treffen noch nicht gesprochen wurde. Darüber werde entschieden, wenn der EZB mehr Informationen über die Wirtschaftsentwicklung und die Kreditvergabe im Euro-Raum vorliege. Damit rückte der Italiener die Zinssitzung im Juni in den Fokus, wenn den Euro-Wächtern neue Konjunktur-Prognosen der hauseigenen Volkswirte vorliegen werden.

Vor dem Hintergrund der Konjunktureintrübung, die stärker als erwartet ausgefallen war, würden einige Währungshüter sogar erwägen, die Geldsalven mit einer Verzinsung bis zum Einlagensatz auszugestalten, sagten mehrere Insider. Dieser liegt aktuell bei minus 0,4 Prozent. Den Banken würde somit ein Bonus bei den Geldspritzen winken.

Vorbehalte gegen Staffelzins

EZB-Chef Draghi hatte am Mittwoch ausserdem gesagt, die Euro-Wächter würden überlegen, ob es notwendig sei, die Nebenwirkungen der Negativzinsen für Banken abzumildern. In der Schweiz müssen die Geschäftsbanken erst ab einem gewissen Betrag Strafzinsen auf ihre Einlagen bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zahlen. Bei den EZB-Währungshütern würden aber die Vorbehalte gegenüber einem gestaffelten Einlagensatz überwiegen, sagten die Insider. Einige seien der Ansicht, dass Erleichterungen insgesamt nur moderat ausfallen und die Risiken überwiegen würden. Der Schritt werde von Investoren womöglich sogar als verkappte Zinserhöhung gewertet, was dann im Süden der Euro-Zone zu spüren sein werde.

Andere Währungshüter haben Insidern zufolge Risiken im Blick, wenn ein gestaffelter Einlagensatz zusammen mit neuen TLTROs eingeführt werden. Damit werde die Geldpolitik weiter verkompliziert, sagten mehrere der Personen. Geldhäuser im Norden der Euro-Zone klagen seit längerem, dass die Negativzinsen an ihrer Ertragskraft nagen. Die EZB hatte erstmals 2014 ihren Einlagensatz auf unter null Prozent gesetzt. Banken müssen seitdem Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht überschüssige Liquidität bei ihr parken.

(Reuters)