Allerdings hielten sich die Euro-Wächter in ihren Diskussionen dazu bedeckt, wie sie auf dem nächsten Zinstreffen im kommenden Monat voraussichtlich vorgehen könnten. Dies geht aus den Protokollen zur Zinssitzung am 22. April hervor, die die EZB am Freitag veröffentlichte. Im Blickpunkt stehen vor allem die umfassenden Notfall-Anleihenkäufe des "PEPP" getauften Programms. Die EZB hatte beschlossen, diese im zweiten Quartal deutlich zu erhöhen. An dieser Entscheidung hielten die Währungshüter im April fest.

Die Juni-Sitzung biete die nächste Gelegenheit, "um eine gründliche Bewertung der Finanzierungsbedingungen und des Inflationsausblicks vorzunehmen", hiess es in der Mitschrift. Dann liegen den Währungshütern auch neue Konjunkturprognosen der Notenbank-Volkswirte vor. Einige Euro-Wächter wie Lettlands Notenbank-Chef Martins Kazaks und der Notenbankchef der Niederlande, Klaas Knot, hatten bereits dafür argumentiert, die PEPP-Käufe im Zuge einer konjunkturellen Erholung herunterzufahren.

Fortschritte in den Impfkampagnen, eine die sich immer mehr abzeichnende robuste wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum und steigende Inflationszahlen stellen die EZB vor die wichtige Frage, ob und wenn ja wie stark sie ihre Notfall-Anleihenkäufe in den kommenden Monaten verringern soll. Die auf 1,85 Billionen Euro angelegten Käufe sollen nach den derzeitigen Planungen noch bis Ende März 2022 fortgesetzt werden. Rund eine Billion Euro des Kaufrahmens wurde bereits ausgeschöpft.

Aber auch selbst wenn die PEPP-Käufe abgeschmolzen werden, wird die geldpolitische Hilfe der EZB für die Wirtschaft nicht enden. Dann könnte unter anderem wieder verstärkt das ältere Kaufprogramm APP in den Vordergrund rücken. Eine der wichtigen Fragen auf der Juni-Sitzung wird daher auch sein, ob die EZB andeuten will, dass sie in Zukunft wieder stärker auf das APP-Programm setzen will statt PEPP-Programm, das ganz auf den Pandemie-Notfall zugeschnitten ist.

(Reuters)