Mit dem Aufschwung sei zwar mit einem Anziehen der Preise zu rechnen, sagte er am Donnerstag in einer Online-Veranstaltung des "Wall Street Journal" zum Arbeitsmarkt. Aber es werde sehr wahrscheinlich im Zuge einer einsetzenden Konsumwelle nach Abebben der Pandemie bei einem Einmal-Effekt bleiben. Er rechne nicht damit, dass ein Preisauftrieb sich verfestige.

Doch werde die Fed nicht denselben Fehler begehen wie in den 1960er und 1970er Jahren, als sie zu spät auf den sich aufbauenden Inflationsdruck reagiert habe. Hohe Inflation sei ein sehr schlechter Zustand. "Die Fed wird das nicht wieder zulassen", betonte Powell. Auch wenn derzeit die Inflation unter dem Ziel der Fed liege, sei die Notenbank sich der Geschichte bewusst.

Zudem sei für dieses Jahr nicht mit dem Erreichen des Ziels der Vollbeschäftigung zu rechnen. An eine Zinserhöhung sei erst in einem Umfeld zu denken, in dem die Wirtschaft sich praktisch wieder von der Corona-Krise erholt habe. "Realistischerweise betrachtet, wird das noch geraume Zeit dauern." Die Notenbank werde die Zinsen nicht erhöhen, um die Konjunktur abzukühlen, nur weil die Beschäftigungszahl hochgehe. Powell hatte erst jüngst betont, dass die US-Wirtschaft angesichts der Virus-Krise noch für eine geraume Zeit auf Hilfen der Währungshüter angewiesen sei. Die US-Notenbank greift der US-Konjunktur derzeit unter anderem mit sehr niedrigen Zinsen und monatlichen Wertpapierkäufen im Volumen von 120 Milliarden Dollar unter die Arme. Powell bekräftigte nun, es sei noch ein langer Weg bis zum Erreichen der Ziele der Fed.

Ende Februar hatten Spekulationen auf eine anziehende Inflation und einen vorzeitigen Ausstieg der Notenbanken aus ihrer ultra-lockeren Geldpolitik einen Ausverkauf am Anleihemarkt ausgelöst. Die richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds rentierten zuletzt bei plus 1,54 Prozent, gut einen halben Prozentpunkt über dem Niveau vom Jahresanfang. 

(Reuters)