Norwegens Entscheidung, das Teuerungsziel zu senken, ist nur das jüngste Beispiel und folgt mehr oder weniger offiziellen Anpassungen in Schweden, Argentinien und dem Euroraum. Selbst in Neuseeland, der Geburtsstätte des so genannten "Inflation Targeting", also des Inflationsziels, wechselt die Zentralbank zu einem breiteren Ziel, das auch einen Fokus auf die Beschäftigung beinhaltet.

Aber es gibt keine Einheitslösung für die Notenbanken, und die Debatte ist zersplittert. Die Anhebung der Inflationsziele wurde in den letzten Jahren ebenso intensiv diskutiert wie ihre Reduzierung oder Änderung. Und während einige Zentralbanken die Notwendigkeit anerkennen, ihre Mandat zu überdenken, verdoppeln andere ihre Anstrengungen bei ihrer bestehenden Politik.

Claudio Borio, ein führender Mitarbeiter der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, hat im September mit einer provokanten Rede die Debatte angeheizt und ein umfassendes Umdenken gefordert. So solle berücksichtigt werden, inwiefern Globalisierung und technologischer Fortschritt die Inflation beeinflusst haben.

"Sollen wir die Bücher wegwerfen?" fragte der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, am Donnerstag. "Es gibt ernsthafte Kosten bei einem Kurswechsel in Bezug auf Glaubwürdigkeit und die Verankerung der Erwartungen."

Nachfolgend einen paar Beispiele, wie die globale Diskussion sich in einzelnen Ländern auswirkt.

USA

Vertreter der Federal Reserve sprechen seit Jahren über operative Systeme, und die Diskussion geht weiter. Indes tut sich die Zentralbank schwer, ihr Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen, so hat sie dieses in den letzten fünf Jahren grösstenteils verfehlt. Im Januar erörterten einige Fed-Vertreter, das Inflationsziel als eine Bandbreite statt als eine Punktschätzung auszudrücken, während andere vorschlugen, dass der Offenmarktausschuss die Preisniveausteuerung untersucht, wie aus dem Sitzungsprotokoll hervorgeht.

Die Preisniveausteuerung wird unterstützt von John Williams, dem Präsidenten der San Francisco Fed, der diese im November als einen "kraftvollen Weg zur Überwindung der Null-Untergrenze" bezeichnet hat. Jede Änderung des 2-Prozent-Ziels würde vom Kongress geprüft werden. US-Notenbankchef Jerome Powell wurde bei einer geldpolitischen Anhörung im vergangenen Monat zu dem Thema befragt. "Ich würde sagen, dass der Rahmen funktioniert", sagte er dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses.

Euroraum

Während die Entscheidungsträger der EZB während der Krisen, die den 19 Länder umfassenden Euroraum in den letzten zehn Jahren getroffen haben, treu an ihrem Preisstabilitätsziel festgehalten haben, räumten sie sich mehr Zeit ein, ihr Ziel zu erreichen. Der mittelfristige Zeithorizont, in dem die Gesamtinflation unter, aber nahe 2 Prozent liegen soll - der einst 18 bis 24 Monate abdecken sollte - hat sich auf 3 bis 5 Jahre verlängert. Die Preissteigerungsrate, die im Jahr 2017 aufgrund des starken Ölpreises vorübergehend die 2-Prozent-Marke streifte, wird voraussichtlich nicht vor Ende 2020 nachhaltig zu solchen Niveaus zurückkehren.

In der Verteidigung ihrer beispiellosen geldpolitischen Stimuli haben die Notenbanker auch ihren Fokus von allgemeinen Inflationsmassen auf diejenigen verlagert, die volatile Komponenten ausnehmen. Draghi argumentierte am Donnerstag, dass der zugrunde liegende Preisdruck nach wie vor gedämpft sei und noch überzeugende Anzeichen für einen anhaltenden Aufwärtstrend zeigen müsse - kurz gesagt, Wertpapierkäufe und rekordtiefe Zinsen werde noch einige Zeit benötigt.

Vereinigtes Königreich

Die Bank of England war ebenfalls flexibel, wenn es darum ging, ihr Ziel von 2 Prozent zu erreichen. Es wurden in der Vergangenheit grosse Abweichungen toleriert, die durch Faktoren wie starke Währungsbewegungen verursacht wurden, und kürzlich wurde der geldpolitische Horizont vorübergehend erweitert, um eine monetäre Unterstützung für die Wirtschaft zu ermöglichen.

(Bloomberg)