Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beschlossen am Mittwoch einstimmig eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt auf die neue Spanne von 0,75 bis 1,00 Prozent. Experten hatten mit diesem aggressiven Schritt gerechnet, nachdem die Notenbank die Zinswende im März mit einer Erhöhung um einen Viertel Prozentpunkt eingeleitet hatte. Für die kommenden Monate erwarten Experten eine Serie weiterer kräftiger Anhebungen.

Vor der jüngsten Zinssitzung hatte es unter Fachleuten Überlegungen gegeben, dass das Fed die hohe Inflation mit besonders deutlichen Zinsschritten bekämpfen könnte. Noch kräftigere Zinsschritte als der am Mittwoch vorgenommene werden derzeit aber nicht in Erwägung gezogen.

"Wir setzen uns stark für die Wiederherstellung von Preisstabilität ein", sagte Fed-Chef Jerome Powell nach der Zinsentscheidung der Fed in Washington. Daher seien weitere Anhebungen um 0,5 Punkte auf den kommenden Zinssitzungen durchaus möglich. Noch deutlichere Schritte um beispielsweise 0,75 Punkte stünden derzeit aber nicht zur Debatte.

Der US-Dollar und die -Renditen gerieten nach den Äusserungen Powells spürbar unter Druck. US-Aktien legten hingegen kräftig zu. Der Dow Jones und der Nasdaq 100, die vor dem US-Zinsentscheid je rund 0,8 Prozent höher standen, steigen nach einem kurzen Rücksetzer wieder. Der Dow Jones notierte zuletzt 2,3 Prozent höher, der Nasdaq gar 2,7 Prozent.

Die Inflationsrate in den USA hatte im März mit 8,5 Prozent den höchsten Stand seit über 40 Jahren erreicht. Dadurch wird die Kaufkraft der Verbraucher geschmälert, womit eine gefährliche Lohn-Preisspirale in Gang kommen kann. Die Fed steht daher unter Zugzwang, die Zügel weiter kräftig anzuziehen.

Zudem beschlossen die Währungshüter in Washington, die in der Corona-Krise durch massive Anleihenkäufe auf fast neun Billionen Dollar angewachsene Fed-Bilanz ab Juni schrittweise einzudampfen. Damit wird den Finanzmärkten Liquidität entzogen. 

(cash/Reuters/AWP)