Priorität dürfte für die Währungshüter nach wie vor haben, eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens zu unterbinden. Die Notenbank werde am Donnerstag bei ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung an ihrem Leitzins von minus 0,75 Prozent festhalten, prognostizieren alle 36 von Reuters befragte Wirtschaftsexperten. Auch die Strafzinsen für Geld, das Banken bei der Zentralbank parken, dürfte bei 0,75 Prozent bleiben.

Einig sind sich die Ökonomen und Analysten auch, dass noch auf Jahre hinaus keine Leitzinsänderung absehbar sei. Erst 2024 wird von Einzelnen ein Drehen an der Zinsschraube erwartet und manchen Experten zufolge könnte es sogar noch deutlich länger dauern. "Es ist unwahrscheinlich, dass sich die SNB vor der Europäischen Zentralbank bewegt", sagte etwa Analyst David Oxley von Capital Economics. "Und obwohl es schwer zu beurteilen ist, rechnen wir in der Euro-Zone nicht vor 2026 mit einer Zinserhöhung."

Die EZB hatte Anfang September zwar angekündigt, das Tempo ihrer Krisen-Anleihekäufe zu verringern, doch ein Ende der Notfallhilfen zur Überwindung der Coronavirus-Krise ist nicht in Sicht.

Seit sechs Jahren historisch tief

Die Schweizer Währungshüter halten den Leitzins seit mehr als sechs Jahren historisch tief im negativen Bereich. Um einen Anstieg der in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragten Landeswährung abzuwenden, setzen sie zudem auf Devisenmarktinterventionen. SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg bekräftigte erst jüngst, dass der Negativzins weiterhin nötig sei. Den jüngsten Anstieg der Inflation in der Schweiz stuft man bei der Zentralbank als vorübergehend ein.

Die SNB will die Zinsdifferenz vor allem zur Euro-Zone aufrechterhalten, um Geldzuflüsse in den Franken, der nach wie vor als hoch bewertet angesehen wird, unattraktiv zu machen. Ein teurer Franken schmälert die Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Waren im Ausland.

SNB-Präsident Thomas Jordan ist der Notenbank zufolge nach seiner krankheitsbedingten Abwesenheit zurückgekehrt und wird das Zinstreffen leiten. Der 58-Jährige hatte sich im August einer Herzoperation unterzogen und bis zuletzt war offen, wann er an den Arbeitsplatz zurückkehren wird. Alle Analysten waren sich allerdings einig, dass Jordans Abwesenheit keinen Einfluss auf den expansiven geldpolitischen Kurs gehabt hätte. Jordan steht 2012 an der Spitze des dreiköpfigen SNB-Direktoriums. 

(Reuters)