Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt den Leitzins unverändert. Banken müssen damit für Geld, das sie bei der Zentralbank parken, weiterhin einen Strafzins von 0,75 Prozent bezahlen. Das gaben die Schweizer Währungshüter anlässlich ihrer quartalsweise stattfindenden geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag bekannt. 

Die SNB sei bei Bedarf bereit, am Devisenmarkt zu intervenieren, um Aufwertungsdruck auf den Franken entgegenzuwirken. Der Franken ist weiterhin hoch bewertet. Die Unsicherheit habe sich infolge der russischen Invasion der Ukraine weltweit stark erhöht, teilte die SNB mit. 

Die SNB stemmt sich zwar seit mehr als sechs Jahren mit Negativzinsen und Devisenmarktinterventionen gegen eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens, der in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragt ist. Im März hatte der Franken kurzzeitig sogar die Parität mit dem Euro erreicht.

Die Sicht auf eine starke Landeswährung hat sich in den letzten Monaten allerdings etwas geändert. Im Vergleich zu anderen grossen Volkswirtschaften ist die Inflation in der Schweiz deutlich niedriger. Derzeit liegt sie bei 1,9 Prozent. In der Eurozone sind die Konsumentenpreise indessen zuletzt um 5,9 Prozent gestiegen, in den USA sogar um 7,9 Prozent. Ein starker Franken bietet somit ein Inflationspuffer. 

Die SNB geht in ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft davon aus, dass die Energiepreise vorerst hoch bleiben, es aber in den grossen Wirtschaftsräumen nicht zu akuter Energieknappheit kommt. Zudem wird damit gerechnet, dass sich die globale Konjunkturerholung trotz des Kriegs in der Ukraine insgesamt fortsetzt, wenn auch etwas gedämpft. Die gestiegenen Rohstoffpreise werden die Teuerung in der kurzen Frist weiter anheben.

Der Krieg in der Ukraine habe die Konjunktur in der Schweiz bisher vor allem über den starken Anstieg der Rohstoffpreise beeinflusst. "Die höheren Rohstoffpreise dürften den Konsum belasten und die Produktionskosten für die Unternehmen erhöhen. Der Aussenhandel dürfte ebenfalls vom Krieg betroffen sein, aber nicht schwerwiegend, da die direkten wirtschaftlichen Verflechtungen der Schweiz mit der Ukraine und Russland gering sind", so die SNB weiter.

Die Lieferengpässe bei importierten Vorprodukten könnten sich weiter verschärfen, und die Unsicherheit könnte die Investitionstätigkeit beeinträchtigen. "Die Nationalbank rechnet in ihrem Basisszenario für dieses Jahr mit einem im Vergleich zur letzten Prognose reduzierten BIP-Wachstum von rund 2,5 Prozent. In diesem Szenario wird das Wachstum kurzzeitig gedämpft und danach wieder ansteigen, und die Arbeitslosigkeit dürfte nochmals etwas zurückgehen."

Der weitere Kriegsverlauf und seine wirtschaftlichen Auswirkungen seien schwierig abzuschätzen. Die Prognosen für die Weltwirtschaft und die Schweiz unterlägen daher sehr grosser Unsicherheit. "Die Wachstumsrisiken sind bedeutend und nach unten gerichtet." Insbesondere könnten eine weitere Eskalation des Kriegs und eine Ausweitung der Sanktionen den Wirtschaftsgang global und in der Schweiz stärker belasten als im Basisszenario angenommen.

"Gleichzeitig könnte eine Verschärfung der Rohmaterialknappheit die Inflation global nochmals erhöhen. Damit würde auch das Risiko steigen, dass sich die Inflationsdynamik über Zweitrundeneffekte verfestigt. Zusätzlich ist eine erneute Verschärfung der Pandemielage nicht auszuschliessen", so die SNB weiter.

(cash)