Zudem lässt sich Ökonomen zufolge aus den am Montag veröffentlichten Daten zu den Sichtguthaben ablesen, dass die Zentralbank zusätzlich Geld zur Bewältigung der Coronavirus-Krise für die Banken bereitstellt. "Jetzt dämpft die SNB nicht nur den Aufwertungsdruck auf den Franken, sondern weitet auch ihre Bilanz aus, indem sie dem Bankensektor Liquidität zur Verfügung stellt, damit dieser die Realwirtschaft finanzieren kann", sagte Credit-Suisse-Ökonom Maxime Botteron.

Die Sichtguthaben von Banken und Bund bei der SNB kletterten in der Woche zum 27. März auf 620,5 Milliarden Franken, wie die Notenbank mitteilte. Der Zuwachs um 11,6 Milliarden binnen einer Woche ist der stärkste seit dem Frankenschock Anfang 2015, als die Zentralbank völlig unerwartet die Euro-Anbindung kippte. Bereits in beiden Wochen zuvor waren die Sichtguthaben ungewöhnlich stark um 5,8 beziehungsweise 4,4 Milliarden Franken gestiegen.

Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als Indiz dafür, ob die SNB am Devisenmarkt eingreift, um den Franken gegenüber der Hauptexportwährung Euro zu schwächen. Die Zentralbank kauft Euro und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut.

Euro unter 1,06 Franken

Die Währungshüter hatten jüngst angekündigt, ihre Devisenmarkt-Interventionen zur Schwächung der in turbulenten Zeiten als "sicherer Hafen" gefragten Landeswährung zu verstärken, um die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die exportabhängige Wirtschaft des Landes zu dämpfen. Am Montag kostete ein Euro 1,0577 Franken.

Doch das starke Plus der Sichtguthaben dürfte zumindest teilweise auch der zusätzlichen Geldversorgung des Bankensystems zur Bewältigung der Folgen der Virus-Pandemie durch die Zentralbank geschuldet sein. Welcher Anteil auf Interventionen und welcher auf Liquiditätsmaßnahmen zurückzuführen sei, sei schwierig zu beurteilen, erklärte CS-Ökonom Botteron.

"Aber wahrscheinlich ist zumindest ein Teil davon auf Devisenmarkt-Interventionen zurückzuführen." Er rechnet damit, dass die Sichteinlagen noch einige Zeit zunehmen werden, zum Teil auch wegen Eingriffen am Devisenmarkt, um eine starke Aufwertung des Frankens zu verhindern.

KOF-Barometer auf Fünfjahrestief

Dass sich die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft massiv eingetrübt haben, belegt eine neue Studie des KOF-Prognoseinstituts der ETH Zürich. Das monatlich ermittelte KOF-Konjunkturbarometer fiel im März auf 92,9 Punkte von 101,8 Zählern im Vormonat. Tiefer war der vorausweisende Indikator zuletzt vor fünf Jahren nach dem Frankenschock.

Und in den kommenden Monaten droht ein weiteres Abrutschen, eventuell bis auf ein Niveau von 60 Punkten, das es zuletzt während der Rezession in den Finanzkrisenjahren 2008/09 gegeben hatte, erwartet Michael Graff, Leiter der Wirtschaftsprognose beim KOF. "Es wird eine große Rezession und einen starken BIP-Einbruch geben. Aber wie schlimm das wird, wissen wir nicht." Die SNB und die Schweizer Regierung gehen diese Jahr ebenfalls von einer Rezession aus. 

(Reuters/cash)