Das von Präsident Joe Biden geplante billionenschwere Ausgabenprogramm sei positiv für die USA, auch wenn es zu einer höheren Inflation und zu höheren Zinsen beitragen würde, sagte Yellen der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Falls wir am Ende ein etwas höheres Zinsumfeld haben, wäre das tatsächlich ein Plus aus Sicht der Gesellschaft und der Fed", sagte die Ministerin. Wenn die Zinsen wieder ein normales Niveau erreichen würden, wäre das "keine schlechte Sache". Yellen stand vor Notenbankchef Jerome Powell von 2014 bis 2018 an der Spitze der Federal Reserve.

Die Finanzmärkte steckten die überraschenden Aussagen der Finanzministerin am Montag gut weg. "Mit einem leichten Zinsanstieg könnten die Börsen ganz gut leben", sagte Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensberater QC Partners. Die Angst vor einem stärkeren Zinsanstieg werde erst mit kräftigeren Wirtschaftsdaten zurückkehren. So war am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai eher durchwachsen ausgefallen.

"Wir haben gegen die Inflation, die zu niedrig ist, und Zinsen, die derzeit zu niedrig sind, seit einer Dekade gekämpft", sagte Yellen am Sonntagabend. Präsident Biden will der US-Wirtschaft mit einem billionenschweren Infrastrukturprogramm aus der Corona-Krise helfen. Damit sollen vor allem Jobs für Arbeiter und die Mittelschicht geschaffen werden. Das Programm ist eine der zentralen Säulen seiner Strategie, die Konjunktur nach der Pandemie nachhaltig anzuschieben und das Land fit für die Zukunft zu machen. Geplant sind unter anderem Investitionen in Strassen und Brücken, viel Geld soll aber auch in Zukunftstechnologien und in den Klimaschutz fliessen.

Anleihenkäufe rücken ins Zentrum der Fed-Debatte

Der Leitzins in den USA liegt derzeit in einer Spanne von bei null bis 0,25 Prozent. Bei der Inflationsmessung hat die Fed vor allem die Entwicklung der persönlichen Ausgaben der Verbraucher im Blick, bei denen schwankungsreiche Energie- und Lebensmittelkosten ausgeklammert werden. Diese Teuerungsrate nahm im April binnen Jahresfrist auf 3,1 Prozent zu. Das liegt deutlich über dem Zielwert der Notenbank von zwei Prozent. Im März lag die Rate noch bei 1,9 Prozent. Die Fed hält den momentanen Inflationsanstieg allerdings als Folge der Corona-Pandemie für vorübergehend.

Die Währungshüter wollen ihre lockere Geldpolitik noch solange fortsetzen, bis aus ihrer Sicht spürbare Fortschritte auf dem Weg zur Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht sind. Ihre Leitzinsen will sie noch lange niedrig halten. Zuletzt gab es in der Notebank aber Stimmen, die allmählich die Zeit für gekommen halten, über eine Verringerung ihrer umfangreichen Anleihenkäufe nachzudenken. Derzeit greift die Fed der Wirtschaft mit monatlichen Anleihenkäufen im Volumen von 120 Milliarden Dollar unter die Arme. Die nächste Zinssitzung findet am 15. und 16. Juni statt. Dann stehen auch neue Projektionen zur Wirtschaftsentwicklung und ein neuer Zinsausblick an. 

(Reuters/cash)