Die Risiken für die Wirtschaft der Euro-Zone, wie die US-Handelskonflikte und die Brexit-Unsicherheit nahmen zuletzt spürbar zu. Dazu haben sich die Konjunkturaussichten unter anderem wegen der Schwäche der deutschen Industrie merklich eingetrübt. Es folgt eine Übersicht über die in der Diskussion stehenden Schritte der Währungshüter:

Senkung des Einlagenzinses

Seit 2014 müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssiges Geld bei der EZB parken. Aktuell liegt der Einlagensatz bei minus 0,4 Prozent. Am Finanzmarkt wird eine weitere Senkung auf minus 0,5 oder minus 0,6 Prozent erwartet. Mit diesem Schritt wollen die Währungshüter die Banken noch stärker dazu bewegen, statt überschüssige Liquidität zu horten mehr Kredite an die Wirtschaft auszureichen. Allerdings liegt der Satz bereits sehr tief im negativen Bereich. Ab einem bestimmten Punkt wird es für Geldhäuser günstiger sein, überschüssige Liquidität in Tresoren zu horten. Die EZB hat daher nur noch Spielraum für wenige weitere Schritte nach unten, bevor ein noch tieferer Satz ökonomisch keinen Sinn mehr macht.

Staffelung

Banken, die im klassischen Einlagengeschäft stark aktiv sind, klagen schon seit langem darüber, dass die Strafzinsen an ihren Erträgen nagen. Um ihnen entgegenzukommen, könnte die EZB ein Staffelsystem einführen. Bestimmte Freibeträge wären dann von den Strafzinsen ausgeschlossen. In der Schweiz orientiert sich der Freibetrag am sogenannten Mindestreservesoll. Das ist die Höhe an Geld, das eine Geschäftsbank als Einlage bei der Notenbank halten muss. Die Schweizer Nationalbank räumt den Banken einen Freibetrag in Höhe des 20-fachen ihres jeweiligen Mindesreservesolls ein. Die EZB kann allerdings den Strafzins nicht ganz abschaffen. Denn dann würden die gewünschten geldpolitischen Anreize verpuffen, um überschüssige Liquidität in Form von Darlehen an die Wirtschaft weiterzureichen.

Neuauflage der Anleihenkäufe

Der Kauf von Anleihen, vor allem von Staatsanleihen, ist im aktuellen Tiefzinsumfeld die mächtigste Waffe der EZB und zugleich die umstrittenste. Manche Währungshüter argumentieren, sie sollte nur bei einer Krise eingesetzt werden. Die Euro-Wächter haben bereits fast vier Jahre lang bis Ende Dezember 2018 Wertpapiere im Volumen von 2,6 Billionen Euro erworben. Die Anleiherenditen sollten mit den Transaktionen gedrückt und die Titel damit für Banken als Investment unattraktiver werden. Stattdessen sollten sie in riskantere Anlageinstrumente wie Aktien investieren und mehr Darlehen an die Wirtschaft vergeben. Die EZB steht aber nun vor dem Problem, dass sie sich langsam ihren selbstgesteckten Kaufobergrenzen nähert. Diese anzuheben, könnte juristisch heikel sein. Dazu kommt, dass die Renditen vieler Staatstitel bereits sehr tief und zum Teil sogar deutlich negativ sind. Die gewünschten geldpolitischen Effekte noch niedrigerer Anleiherenditen nehmen damit immer mehr ab.

Neuer Zinsausblick

Viele Experten erwarten, dass die EZB auch einen neuen Zinsausblick vorlegen wird. Damit würde sie den Finanzmärkten signalisieren, dass sie wahrscheinlich noch länger mit sehr tiefen Zinsen rechnen müssen. Bislang stellt sie bis Mitte 2020 stabile oder niedrigere Schlüsselsätze in Aussicht. Experten gehen davon aus, dass ein neuer Ausblick stärker die ökonomischen Voraussetzungen für eine mögliche Zinserhöhung betonen und nicht mehr so sehr auf ein Datum abzielen wird. Die EZB hatte letztmalig 2011 ihre Schlüsselzinsen angehoben.

Anpassung der TLTRO-Konditionen

Die EZB könnte auch beschliessen, die Konditionen ihrer geplanten neuen Langfristkredite für Banken - in der Fachwelt "TLTRO III" genannt - noch vorteilhafter zu gestalten. Bei den zweijährigen Darlehen winkt Instituten ein günstiger Zins, wenn sie bei der Kreditvergabe nachweislich bestimmte Ziele erfüllen. Im für sie besten Fall soll das nach den bisherigen Plänen eine Prämie von 0,3 Prozent sein. Die EZB könnte am Donnerstag entscheiden, diese Prämie höher anzusetzen.

(Reuters)