Die Telefone in Arztpraxen stehen nicht mehr still, Desinfektionsmittel finden sich in jeder Handtasche und die Angst vor Menschenansammlungen ist allgegenwärtig.

"Wir treffen den Nerv der Zeit, weil wir Menschen einen gewissen Schutz gegen die Übertragung von Covid-19 bieten", sagt Stevan Sokola, der mit Glaselli einen Desinfektions-Stick in Taschengrösse anbietet, mit dem man etwa Rändern von Gläsern reinigen kann. Die Bestellungen seien in den letzten Wochen "durch die Decke" gegangen. Früher habe Glaselli noch für ein gewisses Schmunzeln gesorgt, aber inzwischen würden immer mehr Leute ihr Glas oder ihr Besteck vor der Benutzung desinfizieren wollen.

Ebenfalls auf den Schutz vor Ansteckungen setzt das US-Startup Immutouch, das Menschen mit einem vibrierenden Armband davon abhalten will, dass sie sich ständig mit ihren Händen ins Gesicht fassen. Dies gelte als hilfreich, um sich nicht zu infizieren, sagt Mitgründer Justin Ith, der das schwarze Band auch nach Europa verschickt. Vor dem Ausbruch des Coronavirus hatte er noch an einem Produkt gearbeitet, welches verhindern sollte, dass sich Menschen Haare ausreissen.

Virtuelle Kontakt mit dem Arzt

Einige Startups nutzen die Krise, um auf ihre medizinischen Angebote aufmerksam zu machen. So können Patienten über die Telemedizin-Plattform Kry per Videosprechstunde mit dem Mediziner in Kontakt treten und müssen sich damit nicht ins überfüllte Wartezimmer begeben. "Gerade überschlagen sich die Entwicklungen", sagt Kry-Pressesprecherin Christiane Harders. Seit Anfang Februar seien die Konsultationen wegen Erkältungsanzeichen, Husten und Fieber in den fünf Märkten, in denen Kry aktiv sei, um 41 Prozent gestiegen.

Erst im Januar hat das schwedische Unternehmen, das inzwischen in fünf Ländern aktiv ist, 140 Millionen Euro bei Investoren wie Kanadas grösstem Rentenfonds eingesammelt. Um zu helfen und bekannter zu werden, bietet Kry derzeit im Kreis Heinsberg, wo sich viele Menschen in häuslicher Quarantäne befinden, auch Kassenpatienten kostenfreie Video-Sprechstunden an.

Das Startup Tomes bietet mit seiner Anamnese-Software Idana ebenfalls eine Möglichkeit, direkte Kontakte zu vermeiden. "Wir haben derzeit ein enormes Aufkommen", sagt Marketingchef Juraj Kralj. Immer mehr Ärzte nutzten die Online-Fragebögen, schickten sie ihren Patienten, die sie zu Hause beantworteten. Der Arzt entscheide dann, ob bestimmte Vorsichtsmassnahmen, ein Hausbesuch oder die Meldung beim Gesundheitsamt nötig seien.

Tübinger Firma CureVac forscht nach Impfstoff

Während es im Alltag vor allem darum geht, die Ansteckungsgefahr zu minimieren, arbeiten Forschungsinstitute und Unternehmen rund um den Globus fieberhaft an einem Impfstoff gegen Covid-19. Auch die Tübinger Biotechfirma CureVac hat sich dieser Suche verschrieben. "Das hat bei uns seit Januar Priorität eins. Es ist ein grosser Mehraufwand und zugleich eine faszinierende Aufgabe", sagt Pressechef Thorsten Schüller. CureVac sei zuversichtlich, bis zum Sommer einen Impfstoffkandidaten zu präsentieren, der dann klinisch getestet werden könne.

Bis es einen Impfstoff gibt oder die Gefahr einer Ansteckung anderweitig eingedämmt ist, dürften viele Menschen vor Orten zurückschrecken, an denen sie auf viele andere treffen. Damit der Sport nicht zu kurz kommt, wirbt Valerie Bures-Bönström für ihren Fitness-Spiegel Vaha, über den Nutzer online mit ihrem Trainer in Kontakt treten können. "Im eigenen Wohnzimmer zu trainieren, stellt eine Risikominimierung dar", sagt die Gründerin, die auch die Fitnesskette Mrs. Sporty aufgebaut hat.

(Reuters)