Der Logistikunternehmer Hans-Jörg Bertschi hält die Negativzinspolitik für schädlich. "Schweden stiegt nun aus, und die Schweiz sollte das auch tun", sagte der Verwaltungsratspräsident des Logistikdienstleisters Bertschi in einem Interview mit den Zeitungen des Tamedia-Verlags.
Zwar würde der Frankenkurs dann steigen und in der Folge die Exportwirtschaft und auch die Bertschi-Gruppe treffen. "Aber die Exportindustrie und die ganze Schweizer Wirtschaft muss sich mittelfristig auf einen Kurs von eins zu eins einstellen", sagte Bertschi in dem am Montag veröffentlichten Interview. "Das Risiko der heutigen Geldpolitik scheint mir grösser zu sein."
Die Bertschi-Gruppe ist ein Logistikdienstleister mit Hauptsitz in Dürrenäsch AG. Sie hat 2018 mit rund 3'100 Mitarbeitenden 975 Millionen Franken umgesetzt.
Auf die Frankenstärke habe sein Unternehmen reagiert, indem es vor acht Jahren entschieden habe, weltweit statt bloss europäisch tätig zu werden, sagte Bertschi weiter. Dies, um das Risiko zu verteilen. "Dafür haben wir rund 250 qualifizierte Stellen hier in der Schweiz geschaffen." Die globale Ausrichtung führe nicht zu mehr Auslagerung, sondern zu neuen Arbeitsplätzen mit hoher Wertschöpfung.
Nachverhandlungen zu Rahmenabkommen
Ohnehin sollte sich die Schweiz laut Bertschi stärker auf Asien und die USA konzentrieren. "Wir dürfen uns nicht in ein Korsett der EU drängen, das unsere Beziehungen zur Welt und unsere globale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet", sagte er. Bertschi hat zusammen mit anderen Unternehmern ein Komitee gegründet, das Nachverhandlungen zum EU-Rahmenabkommen fordert.
"Das Abkommen ist kein Wirtschaftsvertrag, sondern ein Integrationsabkommen." Die Schweiz verpflichte sich in wirtschafts-, sozial- und handelsrechtlichen Fragen zur Übernahme von EU-Recht unterstelle sich dem Europäischen Gerichtshof. "Wir müssen alles daransetzen, dass aus diesem Abkommen ein Wirtschaftsabkommen wird."
Viele Änderungen seien dazu aber nicht nötig. Der Bundesrat hatte bereits im Sommer entschieden, das Abkommen vorläufig nicht zu unterzeichnen, sondern zu verschiedenen Punkten Klärungen und Präzisierungen anzustreben. Für die Nachverhandlungen brauche es indes einen neuen Verhandlungsführer. "Staatssekretär Balzaretti hat sich letztes Frühjahr zu weit aus dem Fenster gelehnt und das Abkommen gepriesen, als dass er nun glaubwürdig diese Haltung vertreten kann."
(AWP/cash)