Nach Ostern gehört die Auffahrt zu den beliebtesten Ferientagen in der Schweiz. Viele nutzten die Gelegenheit, um bereits am Mittwoch oder Donnerstag über das Wochenende zu verreisen. Auch in diesem Jahr werden deshalb vor den Gotthardportalen kilometerlange Staus erwartet. Nebst den Staumeldungen interessieren sich Autofahrer vor allem für eines: die Treibstoffpreise.

Denn je nach dem wo der Tank aufgefüllt wird, können ordentliche Summen gespart werden. Das gilt in erster Linie bei der Fahrt über die Grenzen. Wer die Schweiz in Richtung Deutschland, Österreich oder Frankreich verlässt und Diesel tanken will, erhält im Ausland jeweils tiefere Preise als in der Schweiz, wie Zahlen des Touringclubs Schweiz (TCS) zeigen.

Am grössten ist das Diesel-Sparpotenzial in Österreich, wo der durchschnittliche Literpreis bei 1,078 Franken liegt. Auch Benzin ist hier im europäischen Vergleich fast am günstigsten (1,188 Franken). Schweizer Zapfsäulen verlangen im Schnitt 1,39 Franken für Diesel und 1,37 Franken für Benzin. Umgerechnet auf eine Tankfüllung kann man so die Kosten für ein reichhaltiges Mittagessen einsparen.

Österreich fördert den Tanktourismus

In Deutschland und Frankreich hingegen sind die Differenzen zwischen Diesel- und Benzinpreis deutlich grösser (siehe Tabelle tcs), wobei Benzin traditionell teurer ist. Es lohnt sich in diesen Fällen nur für Schweizer Autofahrer mit Diesel-Auto, den Tankstopp auf jenseits der Grenze zu verschieben.

Italienreisende tanken sowieso am besten noch in der Schweiz. Nirgends in Europa (ausser in Holland) sind die Treibstoffe teurer als in unserem südlichen Nachbarsland. Am allertiefsten sind die Preise in Polen und Luxemburg, wo der Liter Diesel weniger als einen Franken kostet.

Grund für die grossen Preisdifferenzen ist in erster Linie die unterschiedlich hohe Besteuerung. Knapp die Hälfte des Treibstoffpreises wird durch staatliche Abgaben verursacht. Für die Schweiz bedeutet das, dass der Bund 2015 rund 5,8 Milliarden Franken oder 7 Prozent der Gesamtsteuern durch den Verkauf von Benzin und Diesel einnahm. Österreich hingegen hält die Steuern auf Kraftstoffe absichtlich tief – auch um den Tanktourismus aktiv zu fördern.

Auch national grosse Unterschiede

Aus Schweizer Sicht ebenfalls relevant sind die höheren Kosten für den Vertrieb, sprich für die Lagerung, den Transport, die Mieten und die Löhne. Und auch der starke Schweizer Franken trägt seinen Teil zum Preisunterschied gegenüber dem Ausland bei. Aufgrund der Mindestkurs-Aufhebung sei der ausländische Tanktourismus in der Schweiz praktisch auf null zurückgegangen, rechnet die Erdöl-Vereinigung vor. Umgekehrt kauften Schweizerinnen und Schweizer im letzten Jahr 90 Millionen Liter Diesel im Ausland.

Überhaupt funktioniert die Preisgestaltung andernorts ganz anders als in der Schweiz. Innerhalb von fünf Minuten müssen deutsche Tankstellenbetreiber eine Preisänderung an die Markttransparenzstelle melden. Von dort werden sie an Online-Plattformen weitergeleitet, wo sie öffentlich einsehbar sind. Dieses Vorgehen führt zu mehr Preistransparenz und dazu, dass Tankstellen mehrmals täglich ihre Preise anpassen. Von solchen wettbewerbsähnlichen Zuständen können Autofahrer in der Schweiz bislang nur träumen.

Dennoch sind auch innerhalb der Schweiz die Unterschiede gross. Zwischen der günstigsten Tankstelle in Gampelen (Kanton Bern) und der teuersten in Perly (Genf) liegt eine Differenz von 18 Rappen pro Liter, wie der Vergleich auf tanktipp.ch zeigt. Am billigsten kommen Schweizer Autofahrer häufig an den Tessiner Zapfsäulen davon. Die Benzinpreise im Tessin liegen häufig 2 bis 4 Rappen unter dem nationalen Durchschnitt. Autobahntankstellen sind von dieser Regel ausgenommen.

 

Monatliche Benzinpreise in der Schweiz

Monatliche Dieselpreise in der Schweiz

Quelle: erdoel.ch