Merkel sagte: "Ich bitte Sie: Verzichten Sie auf jede Reise, die nicht wirklich zwingend notwendig ist, auf jede Feier, die nicht wirklich zwingend notwendig ist. Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause, an Ihrem Wohnort." Um Ansteckungsketten zu unterbrechen, müssten die Kontaktpersonen jedes infizierten Menschen benachrichtigt werden. "Die Gesundheitsämter leisten dabei Grossartiges, aber wo die Zahl der Infizierten zu hoch wird, da kommen sie nicht mehr hinterher."

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte "Bild am Sonntag": "Die Lage ist ernst. Wenn wir nicht rasch gegensteuern, gerät Corona ausser Kontrolle." FDP-Chef Christian Lindner sagte dem Blatt: "Wenn die Bundeskanzlerin eine solche Dramatik sieht, muss sie umgehend eine Regierungserklärung abgeben. Ein Podcast ersetzt nicht die Debatte im Bundestag, wenn es um Grundrechte geht."

Bund und Länder hatten am vergangenen Mittwoch beschlossen, die Gegenmassnahmen in Corona-Hotspots zu verschärfen. Dazu zählen eine Ausweitung der Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen. Merkel hatte aber deutlich gemacht, die Beschlüsse reichten nicht aus, Auflagen könnten weiter verschärft werden.

Immer wieder wird eine uneinheitliche Linie der Länder kritisiert. Das gilt etwa für das umstrittene Beherbergungsverbot für Gäste aus Risikogebieten. Dieses ist inzwischen in mehreren Ländern von Gerichten gestoppt worden.

Mecklenburg-Vorpommern gab am Samstag seinen harten Kurs beim Beherbergungsverbot auf. Wenige Tage vor einem dazu erwarteten Gerichtsurteil einigten sich Landesregierung und Tourismusbranche darauf, dass für Urlaub von Mittwoch an ein aktueller negativer Corona-Test ausreicht. Die bisher zusätzlich geforderte Quarantäne von mindestens fünf Tagen und ein folgender zweiter Test entfallen.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag):"Es wird darauf ankommen, wie sich die Bevölkerung verhält. Das ist wichtiger als einzelne Massnahmen." Viele Auflagen liessen sich ohnehin schwer überprüfen. Bei einer weiterhin so schnellen Ausbreitung des Coronavirus rechnet Lauterbach mit lokalen Shutdowns in Deutschland.

Am frühen Sonntagmorgen meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 5587 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages in Deutschland, eine Woche zuvor waren es 3483 neue Fälle. Am Samstag war mit 7830 zum dritten Mal in Folge ein Höchstwert erreicht worden. An Sonntag und Montagen sind die erfassten Fallzahlen meist niedriger, auch weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI übermitteln.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begab sich in Quarantäne, nachdem einer seiner Personenschützer positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Ein erster Test bei Steinmeier fiel negativ aus, wie eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes am Samstag mitteilte./hoe/DP/edh

(AWP)