"Der Zeitpunkt für eine Festhypothek ist völlig falsch", sagte Adrian Wenger vom Hypothekenzentrum diese Woche zu cash. Im Moment gebe es am Hypothekenmarkt eine "erfundene" Zinskurve, die sich Banken zurechtgelegt hätten. Finanzinstitute würden auf "Teufel komm raus" versuchen, Festhypotheken abzuschliessen zwecks Margensicherung. Doch sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Hypothekenzinsen schon bald deutlich tiefer fielen. "In einem Jahr sind zehnjährige Festhypotheken womöglich für 0,2 Prozent erhältlich", lautete seine gewagte Vermutung.

Also bedingungslos auf die flexible Libor-Finanzierung setzen? So einfach ist es dann doch nicht. Wer Libor wählt, trägt auch immer das Zinsrisiko - nach unten, aber eben auch nach oben. Bei einer Festhypothek hingegen hat man den Zins für die Laufdauer fix und kann deshalb ruhiger schlafen.

So gibt es denn auch Experten, die raten, nun in eine langfristige Festhypothek zu wechseln. Etwa Dominique Ackermann von Avobis Hypothekenbörse: Gemäss ihm seien derzeit zehnjährige Festhypotheken für klar unter 1 Prozent möglich - mehr als fünfmal weniger, als Banken für ihre Tragbarkeitsrechnung einkalkulieren. Ein lukrativer Deal.

Ob nun Fix oder Libor: Beide Finanzierungsmodelle haben ihre Vorteile, aber eben auch Nachteile. cash wollte von seinen Lesern wissen, für welches Hypothekenmodell sie sich im aktuellen Zinsumfeld entscheiden würden. Hier das Ergebnis der am 9. Juli lancierten Umfrage mit insgesamt 3238 Teilnehmenden:

Eine Mehrheit von 61 Prozent entscheidet sich für die Festhypothek, während die restlichen 39 Prozent aktuell den Abschluss einer Liborhypothek bevorzugen würden. cash-Leser präferieren also die sicherere Festhypothek. Und dies, obwohl Hausbesitzer mit der in den frühen 1990er Jahren eingeführten Liborhypothek im Vergleich zu langjährigen Festhypotheken immer günstiger wegkamen.

Doch derzeit ist ohnehin alles etwas anders als in der Vergangenheit: Die Negativzinsen und die Aussicht auf zusätzliche Zinssenkungen drücken Hypothekarzinsen auf immer tiefere Stände. Die Differenz zwischen zehnjährigen Festhypotheken und dem Libor-Zinssatz ist so klein wie noch nie. Der Unterschied beträgt noch weniger als 20 Basispunkte.

In einem Kommentar bringt cash-Leser Albert Siegwart zusätzlich die Attraktivität von Festhypotheken mit kurzen und mittleren Laufzeiten ins Spiel: Drei- oder vierjährige Festhypotheken seien für 0,5 Prozent erhältlich - das wäre sogar noch tiefer als eine Libor-Hypthek, die ab 0,59 Prozent angeboten wird (siehe Tabelle unten).

Tatsächlich sind Festhypotheken aktuell zum Teil günstiger als Libor-Hyptheken, wie Daten von Vermögenspartner zeigen: Bei vierjährigen Festhypotheken verlangt der günstigste Anbieter nur 0,53 Prozent (Swissquote), während Libor nirgends so günstig zu haben sind. Bei diesen Zahlen handelt es sich allerdings um Schaufensterpreise - je nach Anbieter, Bonität, Belehnung und Verhandlungsgeschick sind bessere Konditionen möglich.

Günstigste Hypotheken-Anbieter in der Schweiz 

Libor-Hypothek (3 Monate)Festhypothek (4 Jahre)Festhypothek (10 Jahre)
AnbieterZinssatzAnbieterZinssatzAnbieterZinssatz
Swissquote0,59%Swissquote0,53%hypoclick.ch0,835%
e-Hypo0,62%BVK0,60%BVK0,84%
Homegate.ch0,65%Pensionskasse Bühler0,61%APK Aargauische Pensionskasse0,85%
Migros Bank0,80%Pensionskasse Post0,61%hypomat.ch0,85%
Pensionskasse Bühler0,80%Allianz Suisse0,65%Pensionskasse Bühler0,85%

Quelle: Vermögenspartner, Stand 12. Juli 2019