Der schwedische Wohnungspreisindex HOX verzeichnete im Juni einen Rückgang von 3,8 Prozent gegenüber dem Vormonat und damit die stärkste Einbusse seit Oktober 2008. Die Preise in den grössten Städten des Landes sind in den ersten beiden Juliwochen weiter gesunken, so der schwedische Marktforscher Valueguard, der den Index erstellt.

Der Rückgang kommt zu einer Zeit, in der die Haushalte die grössten Preissteigerungen bei Konsumgütern seit drei Jahrzehnten erleben. Die schwedische Zentralbank reagiert auf die hochschiessende Inflation, indem sie die Kreditaufnahme verteuert. Der Umschwung ist dramatisch für einen Immobilienmarkt, der seit der Finanzkrise praktisch ununterbrochene Preissteigerungen verzeichnet hat.

"Der Druck auf die Immobilienpreise nimmt aus mehreren Richtungen zu", sagte der Immobilienmakler Erik Olsson in einem Kommentar. "Die hohe Inflation mit Preissteigerungen bei Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Gütern führt zu niedrigeren Reallöhnen in Kombination mit steigenden Zinsen, die die Wohnkosten erhöhen. Gleichzeitig könnten die Menschen dem Wohnen weniger Priorität einräumen". 

Steigende Zinskosten bei hoher Verschuldung

Nachdem die Riksbank im vergangenen Monat ihren Leitzins auf 0,75 Prozent erhöht hat, geht sie davon aus, dass sie ihn bis Anfang nächsten Jahres auf fast 2 Prozent anheben wird. Die daraus resultierenden Zinskosten haben eine gewisse Vorsicht bei den Hauskäufern ausgelöst, nachdem die Verschuldung der schwedischen Haushalte in einem Tempo in die Höhe geschossen ist, das deutlich über dem der bedeutendsten Industriestaaten liegt.

Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union Eurostat stiegen die Eigenheimpreise in Schweden von 2010 bis 2021 um 82 Prozent, im Euroraum dagegen nur um 32 Prozent. Dies hat dazu geführt, dass sich die Konsumenten stärker verschuldet haben, was bei Zentralbankern und Regulierungsbehörden zunehmende Besorgnis ausgelöst hat. 

Während der Pandemie beschleunigte sich der Preisanstieg, da die Schweden mehr in Eigenheime investierten, was die Immobilienpreise drastisch in die Höhe trieb. Obwohl die Preise nach wie vor mehr als 20 Prozent höher sind als vor Ausbruch der Pandemie, zeigten die am Mittwoch veröffentlichten Daten, dass der HOX-Index auf Jahresbasis zum ersten Mal seit Januar 2019 gesunken ist.

Gustav Helgesson, Analyst bei der Nordea Bank, sagte in einer Mitteilung, es bestehe nun ein klares Risiko für einen stärkeren Rückgang, als die 10 Prozent, die der grösste nordische Kreditgeber bis Ende 2023 prognostiziert hat.

"Der Abschwung ist bisher schneller und stärker ausgefallen, als wir erwartet haben", so Helgesson. "Der Hauptgrund dafür ist, dass die Zinssätze schneller und stärker gestiegen sind als erwartet. Die Stimmung der Haushalte ist nahe an einem Rekordtief, und die Preise sind im Einklang mit den sich dramatisch verschlechternden Hauspreiserwartungen der Haushalte gefallen." 

Seit dem Höchststand im März sind die Eigenheimpreise landesweit um 5,8 Prozent gesunken. Besonders ausgeprägt war der Rückgang in der Hauptstadt Stockholm, wo die Preise nach Angaben von Valueguard um rund 8 Prozent eingebrochen sind.

(Bloomberg/cash)