"Finnland muss unverzüglich einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft stellen", sagten Präsident Sauli Niinistö und Ministerpräsidentin Sanna Marin am Donnerstag in Helsinki in einer gemeinsamen Erklärung. Mehrere Diplomaten erklärten gegenüber Reuters, dass die Nato-Bündnispartner davon ausgehen, dass Finnland rasch eine Mitgliedschaft gewährt werde. Dies würde den Weg für eine verstärkte Truppenpräsenz in Skandinavien während der einjährigen Ratifizierungsphase ebnen. Auch bei dem bisher ebenfalls neutralen EU-Land Schweden wird mit einem Beitrittswunsch gerechnet.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen setzte sich in einer ersten Stellungnahme für eine rasche Aufnahme ein. "Dänemark wird Finnland natürlich herzlich in der Nato willkommen heissen. (Es) wird die Nato und unsere gemeinsame Sicherheit stärken", schrieb Frederiksen auf Twitter. "Dänemark wird alles für einen schnellen Aufnahmeprozess nach dem formellen Antrag tun." Auch die baltischen Staaten sind für einen Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens, weil dies den Schutz für die Nato- und EU-Mitglieder Estland, Lettland und Litauen vor einem russischen Angriff erleichtern würde.

Finnland hat eine 1300 Kilometer lange Grenze und eine schwierige Vergangenheit mit Russland. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Land neutral, um die Beziehungen zur damaligen Sowjetunion und dann Russland nicht zu belasten. Als EU-Mitglied ist Finnland aber bereits in einige gemeinsame militärische Strukturen eingebunden. Russland hatte Finnland vor einem Beitritt in die Nato gewarnt.

Medewdew warnt vor Konflikt mit Nato

Einer der engsten Verbündeten von Präsident Wladimir Putin warnte den Westen am Donnerstag, dass die zunehmende militärische Unterstützung der Ukraine durch die USA und ihre Verbündeten einen Konflikt zwischen Russland und der Nato auslösen könnte. Der ehemalige Präsident und jetziger stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew sagte, ein solcher Konflikt mit der Nato berge immer das Risiko eines ausgewachsenen Atomkriegs.

Im Ukraine-Krieg meldete das russische Militär den Beschuss von zwei Munitionslagern der ukrainischen Streitkräfte in der nördlichen Region Tschernihiw. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen mit, dass das Militär ein ukrainisches Luftabwehr-Raketensystem vom Typ S-300 in der Region Charkiw im Osten und eine Radarstation nahe der Hafenstadt Odessa im Süden des Landes zerstört habe.

Die ukrainischen Streitkräfte setzten nach britischen Angaben ihren Gegenangriff nördlich der zweitgrössten Stadt Charkiw im Osten des Landes fort. Sie hätten mehrere Städte und Dörfer in Richtung der russischen Grenze zurückerobert, teilte das britische Verteidigungsministerium in einem Lagebericht über Twitter mit. Es gebe Berichte, wonach Russland Einheiten aus dem Gebiet abgezogen habe. Die russischen Truppen müssten demnach wohl zunächst ihre Verluste ersetzen und sich auf das Ostufer des Flusses Siwerskyj Donez zurückziehen.

Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, warf ukrainischen Einheiten den Beschuss des Dorfes Solochi nahe der Grenze vor. Dabei seien ein Mensch getötet und sieben weitere verletzt worden. Die russischen Behörden in der Grenzregion haben der Ukraine wiederholt den Beschuss russischen Territoriums vorgeworfen.

Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba bezeichnete Deutschland unterdessen als führend in der Ukraine-Unterstützung in Europa. "Deutschland hat die Vorreiterrolle übernommen", sagte Kuleba am Donnerstag in der ARD. Man sehe eine veränderte Haltung gegenüber Waffenlieferungen und in der Sanktionsdebatte. "Deutschland spielt die erste Geige in Europa." Bisherige Meinungsverschiedenheiten zwischen Kiew und Berlin spielte Kuleba herunter. Kuleba trifft am Donnerstag in Berlin die Fraktionsführungen von SPD, Grünen, FDP und Union, bevor er zum G7-Aussenministertreffen in Weissenhaus in Schleswig-Holstein weiterreist.

(Reuters)