Putin entgegnete im russischen Fernsehen, er wünsche Biden Gesundheit. Menschen neigten dazu, andere so zu sehen, wie sie sich selbst sehen, fügte er hinzu. Putins Sprecher sagte, Bidens Äusserungen seien sehr schlecht und beispiellos. Sie zeigten, dass Biden kein Interesse an einer Verbesserung der Beziehungen habe. Russland werde daher über die Art der Beziehungen zu den USA nachdenken.

Im russischen Parlament wurden Forderungen nach einer US-Entschuldigung laut. Die bereits angekündigte Rückbeorderung des russischen US-Botschafters zu dringlichen Beratungen in Moskau sei vermutlich nicht der letzte Schritt, wenn keine Erklärung oder Entschuldigung von US-Seite folge, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Oberhauses, Konstantin Kosatschjow. Das russische Aussenministerium teilte der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit, dass es von den USA eine Erklärung wegen Bidens Äusserung erwarte. Putin sagte, Russland wolle weiter mit den USA zusammenarbeiten, aber zu Bedingungen, die zum Wohle Russlands seien.

Biden hatte das Wort Killer nicht direkt in den Mund genommen, aber in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview des TV-Senders ABC News auf die Frage geantwortet, ob er denke, dass der russische Präsident ein Killer sei: "Das tue ich." Er beschrieb Putin zudem als seelenlos und drohte ihm mit Konsequenzen für eine angebliche Einmischung Russlands in die US-Wahl im November. Putin werde dafür "einen Preis zahlen".

Das russische Aussenministerium hatte am Mittwoch seinen Botschafter Anatoli Antonow aus Washington zurückbeordert, um in Moskau Gespräche über die Zukunft der Beziehungen zu den USA zu führen, wie es in einer Erklärung hiess. Damit solle eine "irreversible Beschädigung" der Beziehungen verhindert werden. Die US-Geheimdienste werfen in einem neuen Bericht Russland Einmischung in die Präsidentenwahl zugunsten von Bidens Vorgänger Donald Trump vor. Russland bestreitet dies.

Die Beziehungen zwischen den beiden Grossmächten sind seit einiger Zeit bereits deutlich abgekühlt. Zuletzt sorgten der Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny und dessen Inhaftierung für zusätzliche Spannungen. Die USA drohten mit neuen Sanktionen, auch wegen Hacker-Vorwürfen gegen Russland.

(Reuters)