Die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok meldete am Dienstag, unter anderem seien ein Finanz- und ein Innenminister ernannt worden. Eine Anerkennung einer Taliban-Regierung durch andere Länder hätte schwerwiegende Konsequenzen. So erhielten die Extremisten Zugang zu ausländischen Hilfen, von denen frühere Regierungen des verarmten Landes abhängig waren.

Dem Agenturbericht zufolge wurde Gul Agha zum Finanzminister ernannt. Neuer amtierender Innenminister sei Sadr Ibrahim. Neuer Gouverneur der Provinz Kabul sei Mullah Schirin, Bürgermeister der gleichnamigen Hauptstadt sei Hamdullah Nomani. Auch der Geheimdienst habe eine neue Spitze erhalten. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Ein Sprecher der Taliban war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Bereits am Montag hatten die Taliban die Spitze der Zentralbank mit Hadschi Mohammed Idris neu besetzt. Seit der Machtübernahme der Islamisten vor mehr als einer Woche sind in Afghanistan die Banken geschlossen und viele Amtsstuben leer. Der Zentralbankchef des Landes, Adschmal Ahmati, ist aus Kabul geflüchtet.

Bereits vergangene Woche hatte sich der britische Premierminister Boris Johnson, der Gastgeber des G7-Gipfels an diesem Dienstag ist, gegen eine bilaterale Anerkennung einer Taliban-Regierung durch einzelne Länder ausgesprochen. "Wir wollen eine einheitliche Position unter allen Gleichgesinnten, soweit wir eine bekommen können", hatte Johnson gesagt. Die sieben führenden Industriestaaten beraten in einer Video-Konferenz über die Lage in Afghanistan.

Die Anführer der Taliban, die sich um ein gemässigtes Auftreten bemühen, peilen eine rasche Regierungsbildung an. So wurden bereits Gespräche aufgenommen, an denen auch einstige Gegner wie der frühere Präsident Hamid Karsai teilnahmen. Ihm war 2014 Präsident Aschraf Ghani im Amt nachgefolgt. Ghani hatte vergangene Woche das Land verlassen und ist in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist - nach eigenen Angaben, um ein Blutvergiessen zu verhindern.

(Reuters)