Aussenminister Dmytro Kuleba sagte am Donnerstag in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache, die ukrainische Regierung versuche nicht zu erraten, was im Kopf des russischen Präsidenten Wladimir Putin vor sich gehe. "Wir arbeiten daran, ihm das begreiflich zu machen: ein neuer Angriff auf die Ukraine wird zu kostspielig sein, daher ist es besser, ihn zu unterlassen." Die ukrainische Regierung bemühe sich, Russland von weiteren Aggressionen abzuhalten. Russland hat an seiner Grenze zur Ukraine Truppen zusammengezogen. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes vom Wochenende sind es mehr als 92'000 Soldaten, Russland bereite sich auf einen Angriff bis Ende Januar oder Anfang Februar vor.

Auch die Regierung in Kiew, die USA und die Nato haben ihre Besorgnis geäussert, dass es möglicherweise einen russischen Angriff geben könnte. Die Regierung in Moskau bestreitet, dass sie solche Pläne hegt. Die USA haben der Ukraine bereits Rüstungsgüter geliefert, was in Moskau auf Kritik stösst.

Die Beziehungen zwischen der Ukraine, die in das westliche Militärbündnis Nato eintreten will, sind extrem angespannt. In der Ostukraine stehen seit Jahren ukrainische Regierungstruppen und pro-russische Separatisten einander feindlich gegenüber. Russland hat wiederholt Vorwürfe der Ukraine zurückgewiesen, Soldaten in die Ostukraine geschickt zu haben und die Separatisten dort zu unterstützen. In der Ostukraine gilt eine Waffenruhe, gegen die aber immer wieder verstossen wird. Der bewaffnete Konflikt reicht ins Jahr 2014 zurück. Damals hatte Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert und dies damit begründet, dass die dortige russische Bevölkerungsgruppe geschützt werden müsse. Zuvor war der pro-russische Präsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch, im Zuge von Massenprotesten gestürzt worden.

Um Frieden in der Ostukraine bemühen sich seit Jahren Frankreich, Deutschland, die Ukraine und Russland bei ihren Gesprächen im sogenannten Normandie-Format. Russland habe diesen Gesprächen über die Umsetzung eines Friedensabkommens nicht den Rücken gekehrt, sagte eine Sprecherin des Aussenministeriums in Moskau.

(Reuters)