"Ich würde nicht von Frustration reden, es sind einfach Eigenschaften, welche der Franken hat", antwortet SNB-Präsident Thomas Jordan im cash-Video-Interview auf die Frage, ob sich aufgrund des immer wieder sich aufwertenden Frankens bei der Nationalbank nicht eine gewisse Frustration breit mache.

Es war die Zeitspanne Mitte April bis Mitte Mai 2018, als der Euro-Franken-Kurs erstmals seit der Mindestkursauflösung vom 15. Januar 2015 wieder bei 1,20 lag. Doch die Erleichterung über den abgeschwächten Franken währte nur kurz: Das Währungspaar ist wieder auf 1,15 gefallen. Unsicherheiten um die Regierungsbildung in Italien sowie ein sich anbahnender Handelskrieg der USA mit Europa und China haben den Aufwertungsdruck auf die Schweizer Währung wieder verstärkt.

"Die Schweiz ist wirtschaftlich ein erfolgreiches Land, die Geldpolitik war in der Vergangenheit immer sehr gut und das führt dazu, dass der Franken eben ein sicherer Hafen ist", sagt Jordan. Die SNB müsse deshalb die entsprechende Instrumente einsetzen, um den Druck auf den Franken, wenn er zu gross werde, auch reduzieren zu können. Was sie in Form von Negativzinsen und Deviseninterventionen auch tut.

Politische Risiken machen Franken attraktiv

Und wie wird es mit dem Franken in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen? "Das hängt sehr davon ab, wie sich die Situation in Europa entwickelt", so Jordan. Wenn in Italien eine Beruhigung eintrete, könne sich der Druck auf den Franken wieder etwas verringern. "Wenn andere politische Ereignisse dazu kommen, kann der Druck natürlich auch wieder grösser werden". Eine negative Wende in Nordkorea oder eine Einschränkung der Erdöl-Versorgung aufgrund von Sanktionen oder Konflikten im nahen Osten sind laut Jordan weitere mögliche Faktoren, die den Franken in den nächsten Wochen attraktiver (sprich: teurer) werden lassen könnten.

Die globalen Aussichten haben sich im Vergleich zur letzten Lagebeurteilung der SNB im März etwas eingetrübt. Das heisst auch, dass die Negativzinsen von minus 0,75 Prozent bis auf weiteres bleiben werden. Und somit auch die damit einhergehenden Nebenwirkungen an den Märkten wie etwa der Anlagenotstand oder der Bauboom am Schweizer Immobilienmarkt, ausgelöst durch günstige Hypotheken.

SNB kann nichts gegen Anlagenotstand tun

"Wir haben global sehr tiefe Zinsen, in fast allen Währungen, mit Ausnahme des Dollar vielleicht", sagt Jordan. Das führe dazu, dass es für Investoren schwierig sei, Anlagen zu tätigen. "Aber es ist nicht etwas, das die Nationalbank ändern kann."

Der Notenbanker spricht damit die Unterscheidung zwischen Marktzins und Leitzins an: Die SNB und andere Zentralbanken können nur den kurzfristigen Zins bestimmen, auf die langfristigen Marktzinsen an den Kapitalmärkten hingegen können sie nicht direkt einwirken. Letzterer ist praktisch seit der Finanzkrise 2008 tief, da die globale Wirtschaft seither mit Problemen kämpft, weil sich auch die Kreditvergabe kaum erhöht hat und die Inflation sehr tief ist.

Im Video-Interview sagt Thomas Jordan ausserdem, wie sich die Wende in der EZB-Politik auf die Finanzmärkte auswirken wird.