Offene Gesellschaften und liberale Demokratien, das ist quasi ein Lebenskampf von George Soros, einem der reichsten Männer der Welt, der in sich in seinem Leben zunehmend der Philantropie zuwandte. "Die offene Gesellschaft. Für eine Reform des globalen Kapitalismus" lautet auch der Titel eines Buches des Ungarn-stämmigen Milliardärs, der im August 92 Jahre alt wird.

Kein Wunder deshalb, dass Soros in gestiegenen geopolitischen Spannungen seine Stimme gegen den Geist von autoritären Herrschern wie Wladimir Putin und Xi Jinping noch lauter erhebt. "China und Russland sind die grössten Bedrohungen für offene Gesellschaften", sagte Soros am traditionellen Treffen mit Journalisten am World Economic Forum in Davos. Soros sieht sich mit Blick auf den Ukraine-Krieg in seinen jahrelangen Warnungen vor Dikatoren bestätigt. Man sah es Soros an, dass ihn dies mit einer gewissen Genugtuung erfüllte. 

Vor allem der chinesische Präsident Xi Jinping ist Soros ein Dorn im Auge. Bereits vor Monaten hatte Soros Xi als den "gefährlichsten Feind offener Gesellschaften in der Welt" bezeichnet. Die Zero-Covid-Poltik Chinas könne nicht gelingen, sagte Soros nun in Davos. Der Lockdown in Shanghai führte fast zu einer offenen Rebellion der Bevölkerung. Die Covid-Restriktionen hätten katastrophale Konsequenzen für die chinesische Wirtschaft. Sie befinde sich im freien Fall. 

"Xi Jinping wird scheitern", sagte der Hedgefonds-Manager weiter. Der chinesische Staatschef habe viele Feinde, bloss traue sich niemand, ihn offen anzugreifen. Mit Putin aber pflege Xi habe eine Zusammenarbeit, "die keine Grenzen" kenne.

«Putin hat nichts zu feiern»

Der russische Präsident habe im Ukraine-Krieg nichts zu feiern, sagte Soros, und er lobte den Widerstand der Ukraine. "Den Ausgang des Krieges kann ich nicht prophezeien, aber die Ukraine hat eine Chance." Aber auch wenn die Waffen ruhen würden, dann werde die Welt nicht mehr dieselbe sein wie vorher.

Soros lobte auch die geschlossene Reaktion der Europäer auf den Krieg. "Europa scheint nun in die richtige Richtung zu gehen. Es hat aber eine lange Zeit gedauert." In der Energiefrage sieht Soros Europa im Vorteil. Russland könne nicht auf Europa als Abnehmer verzichten, die Europäaer umgekehrt aber schon. Deutschland müsse einen honen Preis zahlen für seine jahrelange Energiepolitik mit Russland. "Die deutsche Wirtschaft muss sich umorientieren, und das wird lange dauern", so Soros.

Soros wurde Anfang der 90er Jahre bekannt, als er 1992 mithalf, die Bank of England zur Aufgabe des fixen Pfund-Wechselkurses zu zwingen. Seine Stiftung "Open Society Foundations" hat laut eigenen Angabe seit 1984 32 Milliarden Dollar aus Soros' privaten Vermögen gestiftet.