Die Mitglieder des EZB-Rats und der EZB-Bankenaufsicht halten fast die Hälfte ihres Privatvermögens in Anlagen, die in Bezug auf Nachhaltigkeit als "durchschnittlich" oder gar als "Nachzügler" eingestuft werden. Das ergibt sich aus einer von Bloomberg durchgeführten Analyse entsprechender Offenlegungen, die die deklarierten Vermögenswerte mit der Nachhaltigkeitsskala von MSCI vergleicht.

Demnach gelten ein Viertel der Aktien und Fonds im Besitz der EZB-Chefs in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) als "führend". Mehr als ein Viertel der Positionen haben keine Bewertung auf der MSCI-Skala.

Das Ergebnis zeigt, wie herausfordernd es selbst für Experten ist, bei der Veranlagung die Bekämpfung des Klimawandels und andere Ziele mit einzubeziehen. Aus umweltschädlichen Unternehmen auszusteigen, und sich eine Meinung zu bilden zu Nachhaltigkeitskriterien von Veranlagungen ist kompliziert und zeitaufwändig - wie man auch am lange andauernden Ausstieg von Bill Gates aus fossilen Brennstoffen sehen kann.

So hält etwa das deutsche Direktoriums Isabel Schnabel - deren Portfolio zu einem der breitesten gehört - 11 Positionen, die von MSCI als "führend" eingestuft werden, etwa Aktien von Microsoft und SAG. Hingegen sind 27 ihrer Positionen nur "durchschnittlich". Schnabel hat sich erst letzte Woche im EZB-Podcast zum Thema klimafreundliche Investitionen geäussert.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde unterstützt seit ihrem Amtsantritt dezidiert die Bemühungen der Europäischen Union zum Übergang zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft und unterstützt Massnahmen für mehr soziale Gleichheit, zum Beispiel für Frauen am Arbeitsplatz.

Der EZB-Rat diskutiert immer noch intern, inwieweit Klimaziele überhaupt in die Geldpolitik integriert werden können. Allerdings haben sich die Notenbanker dazu bekannt, in dem Portfolio, das für eigene Zwecke der Bank gehalten wird, grüne Anlagen höher zu gewichten.

Ein EZB-Sprecher lehnte es ab, sich zu den privaten Portfolios der Beamten zu äussern.

(Bloomberg)