Das weitere Mandat der EZB neben der Sicherung der Preisstabilität sei so allgemein gefasst, dass sie in Gefahr geraten könne, in die Politik einzugreifen, sagte Wunsch der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir sind keine gewählten Mandatsträger und ich fühle mich nicht wohl, solche politischen Entscheidungen zu fällen," sagte er. Die EZB überprüft momentan ihre Strategie. Dabei steht auch zur Debatte, in welcher Form sie den Klimawandel künftig stärker berücksichtigen soll.

Der EZB wird schon seit einigen Jahren vorgehalten, sie unternehme in ihrer Geldpolitik zu wenig, um den Klimawandel zu berücksichtigen. Dabei verweisen Kritiker auch auf den EU-Vertrag. Dort wird als vorrangiges Ziel der EZB zwar die Gewährleistung von Preisstabilität genannt.

Darüber hinaus soll sie aber auch, soweit es dieses Ziel nicht beeinträchtigt, die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Union unterstützen. Als Argument für ein stärkeres klimapolitisches Engagement der EZB wird dabei häufig genannt, dass der Finanzmarkt Klimarisiken nicht angemessen bewerte.

«Haben nicht die richtigen Instrumente»

Doch Wunsch ist hier eher zurückhaltend. Er sei "extrem vorsichtig" was Überlegungen angehe, die Risikoeinschätzung des Marktes sei systematisch verzerrt und die EZB müsse die Preisbildung am Markt entsprechend beeinflussen. "Darüber hinaus glaube ich, dass wir auch nicht wirklich die richtigen Instrumente dafür haben", sagte der Ökonom. Die Werkzeuge, um Preise klimapolitisch zu steuern, seien vielmehr die Steuersysteme, CO2-Steuern, die Regulierung und die Unterstützung von Forschung und Entwicklung.

Aus Sicht von Wunsch mag die aktuelle Bewertung der Klimarisiken am Markt zwar lückenhaft und verbesserungswürdig sein. Aber für eine anhaltende und systematische Verzerrung sieht er keine Anzeichen. "Ehrlich gesagt, auf kurze Sicht wäre ich mehr über grüne Blasen besorgt, als darüber, dass die Märkte das Klimarisiko nicht einpreisen", sagte er. 

(Reuters)