Die annualisierte BIP-Wachstumsrate für das zweite Quartal sieht auf den ersten Blick abgrundartig aus: Um -41,2 Prozent ist die Wirtschaftsleistung des Landes, das wegen seines Wohlstands und seiner Stabilität auch schon als "Schweiz von Südostasien" bezeichnet wurde, im zweiten Quartal eingebrochen. Ein absoluter Negativrekord.

Singapurs Wirtschaft ist in der Folge der Coronavirus-Pandemie von allen Seiten unter Druck. Das stark exportabhängige Land leidet unter dem Einbruch des globalen Handels. Der Detailhandel hat Lockdown-Massnahmen der Regierung schwer zu spüren bekommen. So genannte "circuit breakers", also dem Versuch, Infektionsketten zu unterbrechen, waren von Anfang April bis im Juni in Kraft. 

 

 

Singapur gehört zu den ersten Ländern, die vierteljährliche Wachstumsdaten vorgelegt haben. Der Rückgang ist deutlich stärker als angenommen. Im Falle Japans ist die Wirtschaft um 20 Prozent geschrumpft, während China im zweiten Quartal bereits wieder zum Wachstum zurückgekehrt ist. Die Regierung von Singapur, die stark wirtschaftsorientiert ist und das Land zu einem der wirtschaftsliberalsten Länder der Welt gemacht hat, will Unternehmen mit einem Stimuluspaket von 93 Milliarden Singapur-Dollar (rund 63 Milliarden Franken) unter die Arme greifen. 

Der Produktionssektor ist um 23 Prozent geschrumpft, nachdem er im ersten Quartal noch um 46 Prozent zuzulegen vermochte. Dass im Jahresvergleich noch ein Plus von 2,5 Prozent herausschaut, liegt vor allem am relativ stabilen Export von Pharma-Produkten. Die Bauwirschaft hingegen ist um 96 Prozent eingebrochen: Das ist ein Rückgang von 55 Prozent im Jahresvergleich. Dienstleistungen - dazu gehören Finanzdienstleistungen, Tourismus und Flugverkehr, beide für das Land sehr wichtig - gingen um 38 Prozent zurück. 

Analysten glauben nicht an eine Rückkehr zum Wachstum vor dem ersten Quartal 2021. Singapur ist derart vom Welthandel und dem Reiseverkehr abhängig, dass eine weitgehende Normalisierung dieser Aktivitäten nötig ist.

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.