Chinas Exportwirtschaft hat sich zu Jahresbeginn im Rekordtempo von der Corona-Krise erholt. Die Ausfuhren der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt zogen im Januar und Februar überraschend stark um 60,6 Prozent binnen Jahresfrist an, wie aus Zolldaten vom Sonntag hervorgeht. Dabei kommt den chinesischen Exporteuren zugute, dass sie viele Güter herstellen, die in der Corona-Pandemie weltweit gefragt sind - etwa Medizinausrüstung wie Schutzmasken oder Laptops und Bildschirme für das Arbeiten zu Hause. Experten hatten zwar mit einem kräftigen Plus gerechnet, nachdem die chinesische Wirtschaft im Vorjahreszeitraum von den strikten Eindämmungsmassnahmen nach dem Coronavirus-Ausbruch weitgehend lahmgelegt worden war, aber sie hatten nur ein Wachstum von 38,9 Prozent auf dem Zettel.

Allein im Februar schnellten die Exporte um 154,9 Prozent in die Höhe. Eine wirtschaftliche Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie in der Europäischen Union und in den USA auch im Zuge dortiger Konjunkturhilfen habe die Nachfrage nach chinesischen Produkten im Ausland angetrieben, erklärte die Zollbehörde, nachdem es schon im Dezember ein Plus von 18,1 Prozent gegeben hatte. Zudem habe sich positiv ausgewirkt, dass dieses Jahr viele Firmen rund um das chinesische Neujahrsfest weiterarbeiteten, weil Mitarbeiter wegen Corona auf Urlaub verzichteten. Normalerweise ruht die Produktion in China während der Neujahrsferien, die in diesem Jahr auf Mitte Februar fielen, weitgehend, weil viele Menschen zu Verwandtenbesuchen in ihre Heimatstädte reisen. Dieses Jahr rief die Regierung aber dazu auf, Reisen zu vermeiden, um das Risiko einer Ausbreitung des Coronavirus zu begrenzen. Um Verzerrungen durch die jährlich anders datierten Neujahrsfeiertage auszugleichen weist China die Exportdaten für Januar und Februar zusammen aus.

Die Importe stiegen im Januar und Februar im Jahresvergleich um 22,2 Prozent und damit ebenfalls überraschend kräftig. Analysten hatten lediglich mit plus 15 Prozent gerechnet. Der Handelsbilanzüberschuss belief sich in den beiden Monaten auf 103,25 Milliarden Dollar. Analysten hatten einen Rückgang auf 60 Milliarden Dollar von 78,17 Milliarden Dollar im Dezember erwartet. Vor allem den USA ist dieser Überschuss ein Dorn im Auge, weil sie im Gegenzug ein grosses Defizit im Warenaustausch mit China haben und der Führung in Peking unfaire Handelspraktiken vorwerfen.

China war im Corona-Jahr 2020 die einzige grosse Volkswirtschaft, die überhaupt ein Wachstum erzielte. Beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) schaffte die Volksrepublik immerhin ein Plus von 2,3 Prozent, nachdem sie vergleichsweise früh die strikten Eindämmungsmassnahmen aufheben und eine zweite grosse Infektionswelle vermeiden konnte. Es war das kleinste Plus seit 1976. Trotz rosiger Konjunkturperspektiven steuert Chinas Führung dieses Jahr ein eher bescheidenes Wachstumsziel von über sechs Prozent an.

(Reuters)