Die Bundesregierung werde ihre Wachstumsprognose für 2021 deutlich auf 2,6 Prozent senken, sagten zwei Insider am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dafür dürfte das Plus 2022 dann 4,1 Prozent betragen - mehr als bisher gedacht.
Der scheidende Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will die Prognosen am Mittwoch in Berlin vorstellen - sein vermutlich letzter grosser Auftritt vor der Hauptstadtpresse. Ende April hatte er die Prognosen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für dieses Jahr noch angehoben und mit einem Plus von 3,5 Prozent gerechnet. Für 2022 wurde damals eine Steigerung von 3,6 Prozent in Aussicht gestellt.
Das Wirtschaftsministerium lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf die Pressekonferenz am Mittwoch.
2023 dürften sich die Zahlen dann normalisieren - mit einem erwarteten Wachstum von 1,6 Prozent. Für die Ampel-Koalition, die nach den Plänen von SPD, Grünen und FDP Anfang Dezember stehen soll, könnten die Prognosen steigende Steuereinnahmen bedeuten. Sie brauchen eine wachsende Wirtschaft, um die geplanten Mammut-Investitionen zu finanzieren. "Der Konjunktur wollen wir einen Schub durch Superabschreibungen geben für Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung", heisst es im Sondierungspapier der Ampel-Partner.
Als Gründe für die schwächeren Aussichten in diesem Jahr gelten Lieferengpässe der Industrie, Rohstoffmangel und hohe Energiepreise. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten deswegen zuletzt ihre Gemeinschaftsschätzung für 2021 auf 2,4 Prozent gesenkt. Im Frühjahr waren sie noch von 3,7 Prozent ausgegangen. Für 2022 hoben sie ihre Vorhersage von 3,9 auf 4,8 Prozent an, während sie für 2023 ein Plus von 1,9 Prozent erwarten. Im Corona-Jahr 2020 war das BIP um 4,6 Prozent eingebrochen.
Bei den Exporten erwartet die Bundesregierung einem Insider zufolge 2021 einen Zuwachs von 8,6 Prozent. 2022 sollten es dann 6,3 Prozent sein, 2023 noch 3,7 Prozent. 2020 waren die Ausfuhren um 9,3 Prozent eingebrochen.
Entspannung erwarten Ökonomen bei der Inflation. Die Teuerungsrate dürfte wegen höherer Energiepreise in diesem Jahr mit durchschnittlich 3,0 Prozent wohl so hoch ausfallen wie seit 27 Jahren nicht mehr. Im kommenden Jahr soll sie aber auf 2,5 Prozent und 2023 auf 1,7 Prozent fallen. Im September sind die Verbraucherpreise mit 4,1 Prozent so stark gestiegen wie seit 1993 nicht mehr. Dafür sorgten auch eine Reihe von Sondereffekten - etwa das extrem niedrige Ausgangsniveau bei den Rohstoffpreisen, Pandemie- und Lockdown-bedingte Nachholeffekte oder die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung im Kampf gegen die Corona-Krise in der zweiten Jahreshälfte 2020. Die Bundesregierung wird dem Insider zufolge bei den Konsumausgaben der privaten Haushalte dieses Jahr ein Plus von 2,9 Prozent voraussagen, 2022 dann von 2,2 Prozent.
(Reuters)