Das Bruttoinlandsprodukt brach von April bis Juni um 12,1 Prozent zum Vorquartal ein, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte und damit eine Schätzung von Ende Juli bestätigte. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Statistik 1995. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hatten vor allem im April weite Teile der Wirtschaft lahmgelegt: Geschäfte, Hotels und Restaurants mussten schließen, Fabriken dichtmachen, Veranstaltungen ausfallen.

"Auch nach der zweiten Schnellschätzung bleibt es dabei, dass der Konjunktureinbruch zum Weggucken ist", sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüher. "Der aktuelle Anstieg der Neuinfektionen zeigt, dass die Konjunkturerholung am seidenen Faden hängt."

So hat die französische Regierung Paris und das Department Bouches-du-Rhone an der Mittelmeerküste um Marseille herum zum Corona-Hochrisiko-Gebiet erklärt. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht mittlerweile das Gelingen des wirtschaftlichen Neustarts auf der Kippe. "Er wird durch die wieder steigenden Infektionszahlen gefährdet", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. "Für eine Entwarnung ist es zu früh. Bis die Wirtschaft wieder das Vor-Krisen-Niveau erreicht, wird es noch mindestens zwei Jahre dauern." Viele Unternehmen blieben auf Liquiditäts- und Kapitalmaßnahmen angewiesen.

Deutschland kam vergleichsweise glimpflich davon

Alle Euro-Staaten meldeten einen Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Deutschland kam mit einem Minus von 10,1 Prozent noch vergleichsweise glimpflich davon, ebenso die Niederlande mit minus 8,5 Prozent. Dagegen meldeten Italien einen Einbruch von 12,4 Prozent, Frankreich von 13,8 Prozent und Spanien sogar von 18,5 Prozent.

Für das Sommerquartal rechnen die meisten Experten wegen der gelockerten Corona-Beschränkungen mit einer Rückkehr zum Wachstum. Die Bundesregierung etwa sagt einen "kräftigen Wiederanstieg des Bruttoinlandsprodukts" voraus.

Die Rezession schlägt auch auf den Arbeitsmarkt durch. Die Zahl der Erwerbstätigen in der Euro-Zone sank im zweiten Quartal um 2,8 Prozent zum ersten Vierteljahr. Auch dies sei der stärkste Rückgang seit 1995.

(Reuters)