Es entstanden lediglich 194'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft, wie die Regierung am Freitag in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 500'000 gerechnet. Zugleich wurden die August-Zahlen allerdings nach oben korrigiert, und zwar von 235'000 auf 366'000. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank auf 4,8 von zuvor 5,2 Prozent und damit stärker als erwartet.

Die US-Notenbank Fed hat die Zahlen genau im Blick. Eine nachhaltige Erholung am Jobmarkt gilt als eine notwendige Voraussetzung dafür, dass die Fed schon bald ihre massiven Konjunkturspritzen niedriger dosieren kann. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte gesagt, ihm würde mit Blick auf das Arbeitsmarktziel bereits ein "ordentlicher" Arbeitsmarktbericht im September genügen. 

In den USA sind die Löhne im September zugleich stärker gestiegen als erwartet. Die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium  mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen Lohnzuwachs um 0,4 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Stundenlöhne ebenfalls deutlich um 4,6 Prozent.

"Der Stellenzuwachs ist eine grosse Enttäuschung. Der Arbeitsmarkt erholt sich zwar, bleibt aber zwei Gänge heruntergeschaltet", sagt Alexander Krüger, Chefökonom beim Bankhaus Lampe. Auch aufgrund von Materialengpässen sei das Risiko gestiegen, dass dies vorerst so bleiben werde. "Mehr denn je sieht es danach aus, dass 2022 weitgehend vorüber sein wird, bis die Beschäftigung das Vor-Corona-Niveau erreicht."

"Das ist erneut eine riesige Überraschung vom US-Arbeitsmarkt", sagt Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg. Offenbar sei der Rückgang der Corona-Neuinfektionen im September nicht hinreichend gross gewesen, um sowohl mehr Kunden in Geschäfte und Restaurants zu locken als auch Arbeitssuchende zu ermutigen, dort einer Beschäftigung nachzugehen. "Die US-Notenbank dürfte ihren avisierten Kurs, ihr Anleihekaufprogramm im Kürze auslaufen zu lassen, beibehalten. Hierfür sprechen der Rückgang der Arbeitslosenquote und der beschleunigte Anstieg der Stundenlöhne."

Gerade deshalb werde die Fed ihre Tapering-Vorankündigung kaum einkassieren. "Anfang November wird das Tapering-Signal auf Grün geschaltet."

(Reuters)