In Malta lagen die Verbraucherpreise im vergangenen Monat 5,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Estland indessen litt unter einer Teuerung von sagenhaften 20,1 Prozent. Eine so dramatische Inflationsdifferenz - mehr als 14 Prozentpunkte - gab es seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 noch nie.

Das Missverhältnis ist weitgehend auf die nationale Politik zurückzuführen: Einige Regierungen sind weniger erpicht darauf, die Strommärkte zu regulieren, auf denen die Kosten nach Russlands Einmarsch in der Ukraine in die Höhe geschossen sind. Andere sind bestrebt, den Haushalten bei der Bewältigung des Preisschocks zu helfen.

Energieschock

"Ich bin sicher, dass im Laufe der Zeit alle Länder den Energieschock in ähnlicher Weise spüren werden", sagte der Chefökonom der Europäischen Zentralbank, Philip Lane, diese Woche auf einer Konferenz in Paris. "In Bezug auf die Auswirkungen auf die Preise gibt es zwischen den Ländern aber Unterschiede."

Die Inflationsdivergenzen stellen eine zusätzliche Herausforderung für die EZB dar, die vor der Problem steht, die Zinsen anheben zu müssen, ohne die durch den Ukraine-Krieg bereits gefährdete Konjunkturerholung abzuwürgen.

Sechs Mitgliedsstaaten der Euroregion haben derzeit Inflationsraten von mehr als 10 Prozent, angeführt von den drei baltischen Nationen.

(Bloomberg/cash)