Der Chefökonom der Zentralbank, Kazushige Kamiyama, sagte Reuters, durch die Nutzung von 'Big Data' könne man sich ein besseres Bild von den Strukturveränderungen machen, die der Corona-Schock ausgelöst haben dürfte. "Wir müssen eine vereinfachende Herangehensweise vermeiden und die Wirtschaft stattdessen differenzierter betrachten", ergänzte der Experte.

Die Notenbanken gehen weltweit dazu über, grössere Datenmengen zu analysieren, die über die von staatlicher Seite veröffentlichten Konjunkturindikatoren hinausgehen. Deren Nachteil ist, dass sie meist der aktuellen Entwicklung zeitlich hinterherhinken.

Aufgrund der erweiterten Rechenleistung im Zuge der Digitalen Revolution liegen eine Fülle anderer fein-skalierter Daten vor. Dazu blicken die Währungshüter beispielsweise auf Kreditkarten-Umsätze, Verkehrszahlen, Daten zur Smartphone-Nutzung und auch zur Luftverschmutzung.

Möglichst aktueles Lagebild

Hier will nun auch die Notenbank in Tokio den Hebel ansetzen, um zu sehen, wie sich die Corona-Pandemie auf die Konjunktur auswirkt. Sie nimmt dabei Transporte von Autos mit Schiffen oder Personalverlagerungen in Fabriken genauer unter die Lupe, um sich ein möglichst aktuelles Lagebild zu verschaffen. Gerade in Corona-Zeiten sei es wichtig, immer am Ball zu bleiben, betonte Kamiyama. Ansonsten agiere man wie im Blindflug.

Die Analyse könne auch dabei helfen, wie sich die Coronakrise auf die Inflationsentwicklung auswirke. So hätten die Eindämmungsmassnahmen teils dazu geführt, dass Einzelhändler Preise erhöhten, um steigende Kosten abzufedern. Es sei daher nicht ausgemachte Sache, dass die Krise den ohnehin niedrigen Preisauftrieb in Japan dämpfe. "Wir müssen verschiedene Datensätze durchforsten, um zu sehen, ob unsere Annahme stimmt", sagte Kamiyama. 

(Reuters/cash)